SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz
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ARMUT UND SOZIALE AUSGRENZUNG<br />
ist überwiegend auf eine verbesserte Wohnsituation<br />
der Personen mit Migrationshintergrund<br />
zurückzuführen. 7 Besonders Familien haben von<br />
dieser Entwicklung profitiert.<br />
Verbesserungen gab es auch bei der Ausstattungsqualität<br />
der Wohnungen. Im Jahr 2010 lebten<br />
273.000 Personen (3,3%) in prekären Wohnverhältnissen<br />
(Substandardwohnungen mit<br />
schlechten Lichtverhältnissen, Feuchtigkeit oder<br />
fehlender Waschküche). Das sind um 7% weniger<br />
als noch im Jahr 2008. Gleichzeitig mit diesen<br />
zum Teil deutlichen Verbesserungen hat sich der<br />
Wohnungsaufwand tendenziell erhöht. Die Zahl<br />
der Personen mit Wohnkosten über 25% des verfügbaren<br />
Einkommens lag im Jahr 2010 bei 1,46<br />
Millionen (17,6%), um knapp fünf Prozent mehr<br />
als im Jahr 2008. Deutlich verschlechtert hat<br />
sich die subjektiv empfundene Belastung durch<br />
Kriminalität, Lärm oder Umweltbelastungen in<br />
der Wohnumgebung. Insgesamt waren 842.000<br />
Menschen (10,2%) im Jahr 2010 betroffen, das<br />
entspricht einer Zunahme um fast 10%.<br />
Nationale Indikatoren zum Bereich „Wohnraum“ 2008-2010<br />
2008 2009 2010<br />
in % in 1.000 in % in 1.000 in % in 1.000<br />
Überbelag 1) 7,1 583 6,9 567 5,5 453<br />
Sehr hoher Wohnungsaufwand 16,8 1.387 16,0 1.325 17,6 1.460<br />
Prekäre Wohnqualität 3,6 294 3,5 292 3,3 273<br />
Belastung durch Wohnumgebung 9,3 768 10,4 859 10,2 842<br />
Registrierte Wohnungslosigkeit 0,1 11 0,2 12 0,2 12<br />
Quelle: Statistik Austria, EU-SILC; Statistik des Bevölkerungsstandes<br />
Definitionen: siehe Glossar<br />
1) Personen in Mehrpersonenhaushalten<br />
Die genannten Indikatoren bilden unterschiedliche<br />
Stufen in einem Prozess der Wohnintegration<br />
ab. Bis zu einem gewissen Grad ist es möglich,<br />
der eingeschränkten Finanzierbarkeit von<br />
angemessenem Wohnraum mit Abstrichen bei<br />
der Wohnungsqualität oder der Wohnungsgröße<br />
zu begegnen. Verschärfte soziale Ausgrenzung<br />
zeigt sich jedoch dann, wenn Menschen in persönlichen<br />
Krisensituationen auch mit dem Verlust<br />
von Wohnraum konfrontiert sind und keine<br />
(weiteren) Abstriche bei der Wohnqualität mehr<br />
machen können. Diese extreme Ausprägung der<br />
sozialen Ausgrenzung kann unterschiedliche<br />
Erscheinungsformen haben. Während Obdachlosigkeit<br />
die augenfälligste Form der Wohnungslosigkeit<br />
ist, gibt es auch vielfach unsichtbare<br />
Wohnungslosigkeit etwa durch das temporäre<br />
Unterkommen bei FreundInnen, Bekannten oder<br />
in Anstalten. Das Ausmaß der Wohnungslosigkeit<br />
in Österreich war bisher nur unzureichend<br />
dokumentiert. Im Rahmen der nationalen Eingliederungsindikatoren<br />
stehen nun erstmals<br />
veröffentlichte Daten zur „registrierten Wohnungslosigkeit“<br />
8 zur Verfügung. Der Kreis der im<br />
Jahresverlauf 2010 Betroffenen umfasst demnach<br />
mindestens 12.266 Menschen. Das sind um<br />
8% mehr als 2008. Diese Menschen verfügten<br />
entweder über eine Hauptwohnsitzbestätigung<br />
für Obdachlose oder waren in einer Einrichtung<br />
für Wohnungslose gemeldet. Bemerkenswert<br />
ist, dass nahezu die Hälfte der registrierten<br />
Wohnungslosen im Jahr davor noch nicht in den<br />
Daten erfasst war. Es ist daher von einer erheblichen<br />
Dynamik auszugehen, die einen wesentlich<br />
weiteren Personenkreis erfasst als bisher angenommen.<br />
Binnen eines Jahres verlässt etwa die<br />
Hälfte der Betroffenen wieder den Status der registrierten<br />
Wohnungslosigkeit. Umgekehrt kann<br />
7 Die Veränderungen des Überbelags in Haushalten von Personen mit Migrationshintergrund sind vor dem Hintergrund der veränderten<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen (bspw. erleichterter Zugang zu Gemeindewohnungen) zu sehen.<br />
8 Hauptwohnsitzmeldung oder Meldung in einer Wohnungslosen-Einrichtung<br />
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