SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz
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DIE ENTWICKLUNG UND VERTEILUNG DER EINKOMMEN<br />
Einkommensdisparitäten können anhand unterschiedlicher<br />
Maßzahlen diskutiert werden.<br />
Zum einen zeigt der Gini-Koeffizient das Ausmaß<br />
der Ungleichheit an: Würden alle Beschäftigten<br />
idente Einkommen beziehen, hätte der Gini-<br />
Koeffizient den Wert null; würde eine Person<br />
das gesamte Einkommen beziehen, würde der<br />
Koeffizient den Wert eins annehmen. Je näher<br />
der Wert bei eins liegt, desto größer ist die Einkommensungleichheit,<br />
desto mehr Einkommen<br />
konzentriert sich auf eine kleine Gruppe von<br />
Personen oder Haushalten. Die Schichtung der<br />
EinkommensbezieherInnen oder der Haushalte<br />
nach ihrer Einkommenshöhe und ihre Untergliederung<br />
in gleich große Personen-/Haushaltsgruppen<br />
(Quintile, Dezile etc.) geben einen weiteren<br />
Einblick in die Verteilungssituation.<br />
Auf der Grundlage der Lohnsteuerstatistik zeigt<br />
sich eine deutliche Zunahme der Einkommensungleichheiten:<br />
In den vergangenen 34 Jahren<br />
stieg der Gini-Koeffizient für die Lohneinkommen<br />
der ArbeitnehmerInnen um 30% auf 0,452<br />
an. Einen deutlichen Anstieg gab es von 2008<br />
auf 2010. In den vergangenen 15 Jahren erhöhte<br />
sich die Teilzeitquote der unselbstständig beschäftigten<br />
Frauen von 27,2% auf 44,3%, jene<br />
der Männer von 2,8% auf 7,3%. Die Zunahme<br />
der Ungleichheiten steht im Zusammenhang<br />
mit dieser Teilzeitquotendynamik. Aber auch<br />
die Einkommensentwicklung der ganzjährig beschäftigten<br />
Männer mit der genannten geringen<br />
Teilzeitquote zeigt steigende Einkommensungleichheiten:<br />
In dieser Gruppe stieg die Einkommensungleichheit<br />
von 1995 bis 2010 um<br />
9,8% an, bei allen lohnsteuerpflichtigen Aktivbeschäftigten<br />
erhöhte sich der Gini-Koeffizient<br />
um 10,3%.<br />
Entwicklung der Verteilung der lohnsteuerpflichtigen Einkommen, 1976-2010<br />
Gini-Koeffizient<br />
1976 1982 1987 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
ArbeitnehmerInnen 0,349 0,364 0,350 0,410 0,433 0,441 0,443 0,446 0,448 0,451 0,452<br />
Männer mit ganzjährigen<br />
Bezügen<br />
0,302 0,320 0,316 0,319 0,323 0,327 0,331 0,332<br />
ArbeitnehmerInnen<br />
insgesamt<br />
Einkommensanteile in %<br />
1. Quintil 4,8 4,5 5,4 2,9 2,5 2,2 2,2 2,2 2,1 2,0 2,0<br />
2. Quintil 12,7 12,4 12,7 10,9 10,2 9,5 9,5 9,4 9,4 9,2 9,2<br />
3. Quintil 18,3 18,0 17,7 17,7 17,4 17,2 17,1 17,0 17,0 16,9 16,8<br />
4. Quintil 24,0 23,9 23,1 24,1 24,2 24,5 24,5 24,4 24,4 24,5 24,6<br />
5. Quintil 40,2 41,2 41,0 44,4 45,7 46,5 46,7 46,9 47,1 47,4 47,4<br />
Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik; WIFO-Berechnungen<br />
Quintilsgrenzen (Bruttojahresbezüge): 1. Quintil 1.898 EUR, 2. Quintil 10.654 EUR, 3. Quintil 11.141 EUR, 4. Quintil<br />
28.998 EUR, 5. Quintil: 45.152 EUR, Durchschnittsjahreseinkommen 19.569 EUR.<br />
Die Veränderungen der Einkommensanteile in<br />
den Einkommensquintilen 7 zeigen, ob die steigende<br />
Einkommensungleichheit durch die Zunahme<br />
von Niedrig- oder Hochlöhnen verursacht<br />
ist. Die 20% der Lohnsteuerpflichtigen mit den<br />
geringsten Einkommen bezogen 2010 2% des<br />
gesamten lohnsteuerpflichtigen Einkommens,<br />
jene 20% mit den höchsten Einkommen hingegen<br />
erzielten fast die Hälfte (47,4%) des Gesamteinkommens.<br />
In das vierte Quintil flossen 24,6%<br />
der Einkommen, während die unteren drei Quintile<br />
jeweils deutlich weniger als 20% Einkommensanteil<br />
haben. In den vergangenen 15 Jahren<br />
reduzierte sich im untersten Quintil der Einkommensanteil<br />
um 30%, im 2. Quintil um 16%, im<br />
3. Quintil um 5%. Im 4. Quintil wurde der Anteil<br />
7 Bei der Quintilsberechnung liegt eine Gleichverteilung vor, wenn jedes Quintil (Fünftel der EinkommensbezieherInnen) genau<br />
20% aller Einkommen verdient, liegt der Wert darunter (darüber), so verdient das entsprechende Quintil unterdurchschnittlich<br />
(überdurchschnittlich).<br />
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