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SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz

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ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DER SOZIALAUSGABEN IN ÖSTERREICH<br />

Politische Maßnahmen<br />

Trotz des gestiegenen Anteils älterer Menschen<br />

war die Sozialquote 2008 niedriger als 1995. Die<br />

von 1995 bis 2008 verstärkt umgesetzten Konsolidierungsmaßnahmen<br />

haben den Effekt alterungsbedingter<br />

erhöhter Aufwendungen mehr<br />

als kompensiert.<br />

Das durchschnittliche jährliche reale Wachstum<br />

der Sozialausgaben hat sich trotz Alterung der<br />

Gesellschaft längerfristig deutlich verringert. Es<br />

betrug in der ersten Hälfte der 1990er Jahre 3,9%,<br />

und liegt seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre<br />

bei ca. 1,8% (siehe Tabelle in Abschnitt 11.1).<br />

Wären die Pro-Kopf-Sozialausgaben aller Altersgruppen<br />

von 1995 bis <strong>2011</strong> im selben Ausmaß<br />

angestiegen, würde die Sozialquote im Jahr <strong>2011</strong><br />

nicht 29,3%, sondern 31,3% betragen. Diese Erhöhung<br />

fand jedoch nicht statt, da die Pro-Kopf-<br />

Sozialausgaben der Altersgruppen in unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit angestiegen sind.<br />

Zweifellos gab es aufgrund der demografischen<br />

Veränderungen eine starke Verschiebung bei den<br />

Gesamtanteilen der Altersgruppen an den Sozialausgaben.<br />

1995 entfielen 51% der gesamten Sozialausgaben<br />

auf ältere Menschen, 40% auf Personen<br />

im Erwerbsalter und 9% auf unter 15-Jährige. <strong>2011</strong><br />

waren es 56%, 36% und 8%. Werden jedoch die<br />

durchschnittlichen Pro-Kopf-Sozialleistungen der Altersgruppen<br />

betrachtet, so profitierten vor allem die<br />

jüngeren Menschen, während die Konsolidierungsmaßnahmen<br />

vor allem bei den älteren Menschen<br />

ansetzten. Die Pro-Kopf-Sozialleistungen der jüngeren<br />

Menschen sind viel stärker (+79%) als die der<br />

über 60/65-Jährigen (+57%) angestiegen. Am langsamsten<br />

angestiegen sind die Pro-Kopf-Leistungen<br />

der Personen im erwerbsfähigen Alter (+45%).<br />

Während die Verschiebungen der Anteile der Altersgruppen<br />

in ihrer Gesamtheit an den Sozialausgaben<br />

sehr stark demografisch bedingt sind,<br />

wird die unterschiedliche Entwicklung der altersspezifischen<br />

Pro-Kopf-Sozialleistungen hauptsächlich<br />

von politischen Maßnahmen geprägt.<br />

Anstieg der Sozialausgaben und der Pro-Kopf-Sozialausgaben von 1995 bis <strong>2011</strong><br />

nach Altersgruppen<br />

0-14 15-60/65 60/65+ Alle Altersgruppen<br />

Sozialausgaben 56% 55% 95% 75%<br />

Pro-Kopf-Sozialausgaben 79% 45% 57% 65%<br />

Quelle: BMASK/Statistik Austria: ESSOSS-Datenbank Sozialausgaben, eigene Berechnungen<br />

Für den überproportionalen Anstieg der Pro-Kopf-<br />

Sozialleistungen für Kinder und Jugendliche ist<br />

vor allem der starke Ausbau der Kinderbetreuungsplätze<br />

und der Jugendwohlfahrtseinrichtungen<br />

verantwortlich, während sich die monetären<br />

Leistungen (v.a. Familienbeihilfe) durchschnittlich<br />

entwickelten.<br />

Gründe für den unterdurchschnittlichen Anstieg<br />

der Pro-Kopf-Sozialleistungen bei älteren<br />

Menschen sind trotz des starken Anstiegs der<br />

Ausgaben für ambulante und stationäre Altenpflegedienste<br />

vor allem die moderaten jährlichen<br />

Pensionsanpassungen, die (außer beim<br />

Ausgleichszulagenrichtsatz) von 1995 bis 2000<br />

in der Höhe des Verbraucherpreisindex und danach<br />

zum Teil unter der Inflationsrate vorgenommen<br />

wurden. Auch die Pro-Kopf-Entwicklung der<br />

Pflegegeldhöhe liegt unter dem VPI.<br />

Bei den Pro-Kopf-Sozialleistungen für Personen<br />

im erwerbsfähigen Alter sind als Ursachen für<br />

den unterdurchschnittlichen Anstieg vor allem<br />

die Reformen bei den vorzeitigen Alters- und Invaliditätspensionen,<br />

aber auch die relativ positive<br />

Situation am Arbeitsmarkt zu nennen.<br />

Als Fazit kann festgestellt werden, dass politische<br />

Interventionen dazu beigetragen haben,<br />

den in diesem Zeitraum stattgefundenen demografischen<br />

Wandel mit einer – trotz Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise – auf längere Sicht stabilen Sozialquote<br />

zu bewältigen.<br />

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