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Terry Pratchett

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Die Aufsichtsschüler hielten Ausschau. Auf dem Podest am<br />

Ende des lauten Saals führte Doktor Follett, Assassinenmeister<br />

und von Amts wegen Direktor der Gildenschule, ein lebhaftes Gespräch<br />

mit, in der Tat, einer Dame. Das leuchtende Violett ihres<br />

Kleids fiel sofort auf in einer von Schwarz dominierten Umgebung,<br />

und das elegante Weiß von Folletts Haar wirkte in der Dunkelheit<br />

wie ein Fanal.<br />

Immerhin war dies die Assassinengilde. Hier trug man Schwarz.<br />

Die Nacht war schwarz, und ein Assassine ebenso. Und Schwarz<br />

hatte Stil, und ein Assassine ohne Stil, so fanden alle, war einfach<br />

nur ein gut bezahlter, arroganter Schurke.<br />

Die Aufsichtsschüler waren alle über achtzehn Jahre alt und<br />

durften daher Stadtviertel besuchen, von denen die jüngeren Jungen<br />

nichts wissen sollten. Mittlerweile platzten ihre Pickel nicht<br />

mehr beim Anblick einer Frau. Jetzt kniffen sie die Augen zusammen.<br />

Die meisten von ihnen hatten bereits gelernt, dass die Welt<br />

eine Auster war, die mit Gold geöffnet werden konnte, wenn ein<br />

Messer nicht genügte.<br />

»Wahrscheinlich eine Mutter«, sagte einer von ihnen.<br />

»Wer mag der glückliche Junge sein«<br />

»Ich weiß, wer, sie ist«, meinte »Ludo« Ludorum vom Viper-<br />

Haus. »Ich habe gehört, wie einige Meister über sie sprachen. Das<br />

ist Madame Roberta Meserole. Hat das alte Haus in der Leichten<br />

Straße gekauft. Angeblich hat sie in Gennua einen Haufen Geld<br />

verdient und möchte sich hier niederlassen. Vermutlich sucht sie<br />

nach Möglichkeiten der Kapitalanlage.«<br />

»Madame«, wiederholte Witwenmacher. »Ist das ein Ehrentitel<br />

oder eine Arbeitsbeschreibung«<br />

»In Gennua könnte es beides sein«, sagte jemand, und die anderen<br />

lachten.<br />

»Folly scheint sie abfüllen zu wollen«, sagte Witwenmacher. »Sie<br />

sind schon bei der dritten Flasche Sekt. Worüber reden sie wohl«<br />

»Über Politik«, erwiderte Ludo. »Jeder weiß, dass Winder nicht<br />

das einzig Richtige tun wird, deshalb liegt es bei uns. Und Folly ärgert<br />

sich, weil wir bereits drei Leute verloren haben. Winder ist<br />

verdammt schlau. Es gibt überall Wachen und Soldaten.«<br />

»Winder ist ein Blödmann«, sagte Witwenmacher.<br />

»Ja, Witwenmacher. Für dich ist jeder ein Blödmann«, kommen-

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