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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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218 11 Teil: Aussprache über <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>1 <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>, der Arbeiter. 19J2219sichtig und geprägt - vor allem deshalb nicht, weil die Gestaltdieses Krieges während seines VerlatifS sich wesentlich gewanoderbesser gesagt, in ihrem noch zurückgehaltenen Wesenerst spät - seit den riesigen Materialschlachten sich offenbarthat.Aber auch die nachkommende Prägung und Gestaltung desKriegers und seines Krieges der Materialschlachten ist <strong>Jünger</strong> inseinen Schriften nur schrittweise geglückt, was zugleich wiederdie Echtheit und Einmaligkeit der Grunderfahrung bezeugt;nach dieser Hinsicht ist ein Vergleich der Schrift »Der Kampf alsinneres Erlebnis«" 1922 mit dem Werk »Der Arbeiter« 1932 sehrlehrreich.<strong>Jünger</strong> hatte nicht das Buch mit dem Titel »Nietzsehe, Der Willezur Macht« im Tornister sondern er wurde von Feuer und Blut,von Tod und der Arbeit, vom Schweigen und Donnern der Materialschlachtals Erscheinungen des Willens zur Macht betroffen.<strong>Jünger</strong> hat nicht nur als Führer mit einem sagenhaften Mutseine Männer zu einem unbedingten Gefolge fortgerissen, er hatsich selbst übertroffen, indem ihm die Stärke und Entschiedenheitder Besinnung und des Wortes zuteil wurde.<strong>Jünger</strong> schreibt über Augenblicke der Materialschlacht (DerKampf als inneres Erlebnis. 7. Aufl. 1938. S. 96 3 ): »Aber wennjetzt, gerade jetzt, wo uns die Granateinschläge wie ein Wald vonfeurigen Palmen umgeben, jemand uns diese Worte [»Vaterland«,»Ehre«, »Pflicht«] zurufen wollte, so würde er nur einen wildenFluch zur Antwort bekommen. Hier ist kein Raum für Begeisterung,und, ja das muß wohl gesagt werden, hier findet eine Arbeitstatt, die fast bewußtlos geleistet wird und insofern einen tierischenCharakter hat.«42 <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>: Der Kampf als inneres Erlebnis. Berlin 1922.3 <strong>Ernst</strong> Der Kampf als inneres Erlebnis. Siebente Auflage. Berlin 1938.[<strong>Jünger</strong> frühen Kriegsbücher »In Stahlgewittern«, »Der Kampf als inneresErlebnis«, »Das Wäldchen 125« und »Feuer und Blut« häufig überarbeitet.Bereits die zweite Auflage von »Kampf als inneres Erlebnis« (Berlin 1926) wurdeneu bearbeitet.]• [Hervorhebungen von Heidegger.]Hier stellt wie von selbst das entscheidende Wort »Arbeit« sichein, ohne daß es schon als Wesenswort und Leittitel gebrauchtwäre. Und nicht minder deutlich S. 42: »Mittags hockten wir oftin einem Sonnenfleck des Grabens beisammen, rauchend undschweigend, denn wir kannten uns schon so lange, daß wir unsnichts mehr zu sagen hatten. Durch unerbittliche Verhältnissezusammengeschmiedet wie Galeerensklaven, waren wir meistmürrisch und mochten uns kaum mehr sehen. Manchmal schritteiner von denen dahinten an uns vorüber, sehr eilig, geschäftig, inder Hand eine Karte, von roten und blauen Linien und Zeichenbedeckt. Sehr einfach, die blauen Striche waren wir und die rotender Feind. Wir sahen, daß er rasiert war, daß seine Stiefel glänzten,daß er für das, was uns ankotzte, Interesse hatte, und machteneine Reihe bitterer Witze darüber. Dann schloß uns dasGefühl der Front zusammen, jenes Gefühl einer tierischen<strong>Zu</strong>sammengehörigkeit auf Leben und Tod, von dem sie in derHeimat soviel schrieben und sprachen, und unter dem sie anscheinendden rauschenden Einklang des Sturmschreis und dasVorwärts der Hörner im Morgenrot verstanden. Ach, wie langeschon hatten wir jenes Heldentums schillernde Haut mit demschmutzigen Kittel der Tagelöhner vertauscht.« - (V gl. S.103; 113 f.)Um den <strong>Zu</strong>sammenhang <strong>Jünger</strong>s mit Nietzsche anzudeuten,hat man auch sogleich, selbst auf den Umschlag des Buches »DerArbeiteN, ein Wort Nietzsches beigezogen, das in dem aus NietzschesNachlaß zusammengestellten Buch »Der Wille zur Macht«als n. 764 steht: »Die Arbeiter sollen einmal leben wie jetzt dieBürger; - aber über ihnen, sich durch Bedürfnislosigkeit auszeichnend,die höhere Kaste: also ärmer und einfacher, doch im Besitzder Macht.« Dieses Wort Nietzsches klingt noch wie ein Hohn aufdas, was <strong>Jünger</strong> im »Arbeiter« denkt. Dieses Wort stammt auchnicht vom »alternden« Nietzsehe, wie auf dem Umschlag steht;es gehört in das entscheidende Jahr 1882 unmittelbar vor dem»Zarathustra«; Nietzsche war da 38 Jahre alt und einen »alternden«Nietzsche hat es überhaupt nie gegeben. Mit dieser Zwi­

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