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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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226 11 TeiL' Aussprache über <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>11 <strong>Zu</strong> <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> 19J9!40227Nietzsche, bei denen eine Antwort auf die Fragen, wo stehen wir?,wohin gehen wir? gesucht wird; daher das Verlangen nach einemNäheren, der unmittelbar das Nächste deuten und klären hilft.<strong>Zu</strong>m Anderen der Wille zu einem Denken, das ein Angriff aufjeden Mitdenkenden ist und schon im Denkvollzug - nicht erst inseiner Anwendung - ein Entscheiden und Festmachen der Haltungeinschließt.In Heidem aber verrät sich, daß das Wo und Wohin und Woherdes jetzigen Menschentums verhüllt und verworren ist, daß derMensch ein Da nicht hat das er ist, sondern nur behelfsweise einLeben lebt mit Aushilfen und Ausflüchten, die das Bisherige zeitweilignoch bietet.Daß <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> jetzt stärker zu den besinnlichen und wacherenMenschen spricht, ist kein <strong>Zu</strong>fall und keine »literarische Mode«.Zwar gilt er seit einiger Zeit als bildungsmäßige Bestätigungfür die kurzen Nöte aller Mißgelaunten, die nicht weniger in denVordergründen des Zeitalters hausen wie Jene, an denen sie sichärgern.<strong>Jünger</strong>s Äußerungen, die zu vielen, aber meist unwesentlichenBedenken Anlaß geben mögen, bewegen sich von vornherein ineiner Ebene, die am Leitfaden politischer, kirchlicher und weltanschaulicherÜberzeugungen niemals zugänglich ist. Man kannihn von da aus jederzeit rundweg ablehnen, aber man vermagdann nie zu wissen und zu sehen, was er denken will.<strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> hat als Einziger eine Deutung des ersten Weltkriegesin seinem kriegerischen Wesen vollzogen, die aus den härtestenErfahrungen des Stoßtruppführers der Materialschlachtenentspringt und zugleich im Bezirk derjenigen Metaphysik Fußfaßt, die das Zeitalter bereits und wider sein Wissen bestimmt; dasist Nietzsches Lehre vom»Willen zur Macht«. <strong>Jünger</strong> ersetzt diesenaus der Überlieferung der deutschen Metaphysik seit Leibnizvorbestimmten Titel durch den unserem Jahrhundert gemäßerenNamen »Arbeit«. Alles Seiende, Natur und Geschichte, ist in dem,was es ist und wie es ist, »Arbeit« (Wille zur Macht). Der menschentümliche»Repräsentant« des Willens zur Macht heißt »derArbeiter«; diesen Titel trägt das 1932 erschienene Hauptwerk<strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>s. Der Name »Arbeiter« nennt metaphysisch-anthropologischdie Gestalt des Menschentums, das sich in der Meisterungdes Seienden im Ganzen vollendet, dessen Sein durchgängig»Wille zur Macht« ist. Der »Arbeiter« gilt somit nicht als Wortbegrifffür eine Vorstellung, die eine bisher schon bekannte Erscheinung,den sogenannten »Stand« und die »Klasse« der »Arbeiter«nur ins Allgemeine ausweitet. 3Was <strong>Jünger</strong> mit demNamen »Arbeiter« meint, ist aus jeder nur ständischen und volklichenBewertung und vor allem aus jeder »sozialen« Fürsorgeherausgenommen. »Arbeit« und »Arbeiter« sind metaphysischeBegriffe. Der Soldat ist »Arbeiter«, insgleichen der »Denker«; diesaber nicht, weil beide, sei es mit der »Faust«, sei es mit der »Stirn«»arbeiten«, d.h. für den Gemeinnutzen Ersprießliches leisten,sondern weil sie, dem Seienden im Ganzen als Wille zur Machtstandhaltend, dieses Seiende je in ihrer Weise sind. Die Haltungdieses Standhaltens nennt <strong>Jünger</strong> den »heroischen Realismus«.<strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> ist der einzige echte Nachfolger Nietzsches; seineSchriften machen die bisherige Schriftstellerei »über« Nietzschewesenlos und überflüssig; denn <strong>Jünger</strong> übernimmt den Willen zurMacht nicht als eine Lehrmeinung, die noch beredet und vielleichtausgebessert werden soll. <strong>Jünger</strong> sieht das Seiende mit kaltenund scharfen Augen überall als Willen zur Macht. Nirgendszergliedert und beschreibt dieser denkende Krieger nur eine vorhandenegeschichtliche »Situation«; sein Denken selbst ist eineGestalt des Willens zur Macht -; in <strong>Jünger</strong>s Sprache: das Denkenhat »Arbeitscharakter«. Das Sichtbarmachen und Vorstellen setztsich dem »Arbeitscharakter« des Seienden aus, meistert alle »Illusionen«und jede versteckte Romantik, um so den Arbeitscharakterdes Seienden und seine Unbedingtheit in die reine Gestaltzu stellen.Aus wesentlichen Erfahrungen des ersten Weltkrieges hat <strong>Jünger</strong>den metaphysischen Weltentwurf Nietzsches verschärft undl:rleichwohl von hier Anstöße - aber der 4. Stand nicht »bürgerlich", sondern

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