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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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278 AnhangEin Brief an einzelne Krieger279rungen mit scharfen und kalten Augen das Sein des Seienden alsWillen zur Macht sichtbar. Nirgends begibt sich dieser denkendeKrieger in die Niederungen eines schweifenden Zergliederns dervorhandenen <strong>Zu</strong>stände. Nie beschreibt er nur eine geschichtliche»Situation«; sondern sein Denken ist so, wie das Seiende im Ganzenist - ist eine Gestalt des Willens zur Macht. Sein Denken undSagen hat »Arbeitscharakter«. »Arbeit« ist der nüchterne, jedenSchein von »Psychologie« vermeidende unserem Jahrhundertgemäßere Name für den »Willen zur Macht«. Und der menschentümliche»Repräsentant« des Willens zur Macht heißt »der Arbeiter«.Das Wort nennt metaphysisch-anthropologisch die Gestaltdes Menschentums, das sich in der Meisterung des Seiendenvollendet, das im Ganzen und durchgängig Wille zur Macht ist.Der »Arbeiter« gilt somit nicht als der Wortbegriff für eine Vorstellung,die eine bisher bekannte Erscheinung, den gesellschaftlichenStand, die Klasse und die Massengruppe der »Arbeiter« insAllgemeine ausweitet. Dieser soll vielmehr aus der ständisch­-volklichen Bewertung und einer »sozialen« Betreuung herausund künftig in seiner metaphysischen Bestimmung ernst genommenwerden. Der Soldat ist »Arbeiter«, insgleichen der Denker;nicht weil beide, sei es mit der »Faust« oder der »Stirn« »arbeiten«,d. h. für den Gemeinnutzen Ersprießliches leisten, sondernweil sie dem Seienden im Ganzen als Willen zur Macht standhaltend,dieses Seiende je in ihrer Weise sind. 2Die Haltung dieses Standhaltens nennt <strong>Jünger</strong> den »heroischenRealismus«. Weil nach Nietzsehe für den»Willen zur Macht« dieÜbermächtigung seiner selbst als Ermächtigung in die höhereMöglichkeit von Macht wesentlich ist, gehört zur Realität des Realendie Zerstörung. Ihr Einschluß in das »Reale« ist am Ende derabendländischen Metaphysik drohender gedacht als in Hegels»Negativität«, und unberechenbarer, ohne die Aufhebung in dasGefahrenlose des »Absoluten«. Das Zerstörerische im Willen zurMacht meint überhaupt nie die gemeine Vernichtung, sondern2 totale Mobilmachung Le Ko.bezeichnet die ständige Wiederkehr des »Dämonischen« im stetsGleichen des »Elementaren«. Dies aber läßt sich nie im bloßenVorstellen zur Kenntnis nehmen; weil es bedrohend-zerstörenddas gewohnt Alltägliche durchbricht, kann dieses Ungewöhnliche(Phantastische) nur in einer Phantastik gewußt werden; sie bedenktdas »Abenteuerliche« und »Traumhafte« und wird so einBestandstück der sich vollendenden Metaphysik im Sinne einesnotwendigenDie »Phantastik« entspricht der »Mystik«,die in den vormaligen Stufen der Metaphysik die berechenbare(rationale) Wirklichkeit durch die unberechenbare (irrationale)ergänzte. <strong>Jünger</strong>s Phantastik ist innerhalb seines Denkenssowenig »subjektiv« wie Nietzsches »Lehre« von der ewigen Wiederkehrdes Gleichen beide machen nur <strong>Ernst</strong> mit dem Sein desSeienden (im Sinne des Realen) als Wille zur Macht. Dieser »Realismus«besagt: dem Seienden als Willen zur Macht standhaltenund standhaltend es sein; darin liegt: die zum Sein gehörige Zerstörungund die Art des damit verhängten Untergangs ertragendergestalt, daß nie das Los des Menschen ins Gewicht feHlt. WennNietzsehe in dieser Weise das »Heroische« begreift, dann ist derRealismus, der die Realität des Realen als Wille zur Macht erfahrt,in sich notwendig »heroisch«. Der Name »heroischer Realismus«sagt dann zweimal dasselbe oder er ist die nicht sogleich eindeutigeAussage darüber, daß das Seiende den Seinscharakter des Willenszur Macht hat. Dieser Entwurf des Seienden im Ganzenkommt aus einer verborgenen Wurfbahn, die als Geschichte derMetaphysik noch kaum bisher ins Wissen trat, sofern Wissen einAnderes meint als die historische Kenntnis von Lehrmeinungenund der Lebensumstände ihrer»Vertreter«. Alle Metaphysik fragtnach dem Sein des Seienden, indem sie vom Seienden her auf dessenSein hinaus und von diesem zum Seienden zurückdenkt. DasSeiende ist als das Seiende in seinem Wesen schon entschiedenund stets das Maßgebende für die Bestimmung des Seins. JeneEntscheidung wird als eine solche weder erfahren noch durchfragt.Das »Sein« und was das »heißt«, ist im voraus dasmann Verständliche. Die Metaphysik vollzieht im Lichte des Seins

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