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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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272 AnhangEin Briif an einzelne Krieger273Macht besteht; was Nietzsche mit dem scheinbar »psychologi~sehen« »Wille zu« ausdrückt. Und die künftige und nochganz unsichtbare und ungesagte Entscheidung ist die: ob das Seiendeden ausschließlichen Vorrang behält und auf dem Grundedieser Entscheidungslosigkeit den Menschen einer Geschichtslosigkeitzutreibt, oder ob dasund in seiner WahrheitanHin glich gegründet wird. Aus einem Wissen, das nicht »beweisbar«ist, weiß ich, daß eine anfangIiche Gründung der Wahrheitdes Seyns sich ereignen wird; wann sie geschichtegründend in dieGeschichte treten wird, weiß ich nicht. Die heute dunkel erfahreneSeltsamkeit des <strong>Zu</strong>standes der Neuzeit ist bereits ein Zeichendafür, daß jener Vorrang des Seienden als Machenschaft irgendwieschon wankt, daß aber zugleich ein Anderes verborgen bleibt.Man sucht sich daher in irgendwelche Formen des bisherigen ,»Lebens« zurückzuretten bzw. diesem durch eine Totalisierungeinen Sinn zu geben, demgegenüber dann nur noch der »Heroismus«möglich bleibt. Aber dieser »Heroismus« ist das Unvermögenzur Besinnung, ein vielleicht sehr helles und sogar überlichtetesund überzergliedertes Ja-sagen zum »Realen«, dessenRealität man nicht bedenkt und zu bedenken keine Mittel hat.Hier die Grenze von <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>, der über die Auslegungder Seiendheit als »Wille zur Macht« nirgends hinauskommt,weil er das Wesen Auslegung als einer metaphysischen nichtbegreift. Den menschentümlichen »Repräsentanten« des Willenszur Macht nennt <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> den »Arbeiter«. Daß er einen »Redenkt,zeigt, daß er »vorstellungsmäßig«, d. h. metaphysischund noch nicht aus der Frage nach dem Seyn denkt.Aber sein Verdienst bleibt, mit jenem Licht alles Heutige einheitlichzu beleuchten. Freilich ist <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> viel zu aufgerütteltund wach, als daß er sich bei einer nur beschreibendendes Wirklichen begnügen könnte. Das andere, was ihm bleibt, istjedoch nur das Traumhafte, »Abenteuerliche« und die Phantastik;dies aber ist, wie in früheren Jahrhunderten die Mystik, nureine von der Metaphysik abhängige und ihr zugekehrte Gegenweltzu dieser. <strong>Jünger</strong> vermag keine Entscheidung zu entfaltenund durch sie erst den ihr gemäßen Gründungsraum zu eröffnen.Er bleibt beim amor fati wobei das fatum ist die neuzeitlicheWirklichkeit, die schon ein Vergangenes darstellt. Alles was jetztöffentlich sichtbar und betrieben wird, ist nur ein Nachtrag zueinem schon Vergehenden. Das ganze Werk <strong>Jünger</strong>s bleibt dieeinzige, echte Nachfolgerschaft, die Nietzsehe bisher gefundenfreilich stehen <strong>Jünger</strong> schon nicht mehr die großen geschichtlichenDurchblicke zur Verfügung, in denen sich Nietzschetrotz des vielen Fatalen bewegt. <strong>Jünger</strong> bleibt in seiner Weise imJa zum Wirklichen des »Willens zur Macht« stehen und er suchtjene Standorte in denen er die höchsten Möglichkeiten diesesJa gefunden hat. <strong>Jünger</strong> soll auch jetzt wieder an der Front stehen.Und damit erhebt sich die Frage, die Sie wohl bereit halten:wir stehen nun einmal als Krieger an der Front und jeden Tagkann irgendwo die Schlacht entbrennen. Und da sagt es nichtviel, wenn man uns darauf verweist, daß die UnterscheidungKrieg Frieden in einem Ursprünglicheren I M. 2 1 verschwindet.Gewiß. Jener Hinweis will auch nicht sagen, daß jetzt das kriegerischeDasein bedeutungslos geworden sei; im Gegenteil- es mußdiesmal anders als je in einem bisherigen Kriege von dem Einzelnenübernommen werden so, daß weder Kameradschaft noch Gemeinschafteine wesentliche Stütze bieten können. Aber diesesÜbernehmen ist, meine ich, kein bloßer »Heroismus« zum unausweichlichenRealen, sondern ist wesentlich mehr: die unsichtbareund ganz unöffentliche und deshalb nach heutigen Gewohnheitenbesonders schwere Bewahrung jener einzigen Entscheidungzwischen dem Vorrang des Seienden als Machenschaft undder Stille des Seyns als dem Ereignis, in dem sich eine künftigeEntgegnung des Menschen und des fernsten Gottes dem wachenHerzen zuwinkt und es in ein gewandeltes künftiges HandelnDie Spannweite des Herzens muß ihre Pfeiler findenin der harten <strong>Zu</strong>dringlichkeit eines täglichen Leistens und inder Nähe der <strong>Zu</strong>versicht zum Seyn. Das Schwere für die Instän-Machenschaft o.

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