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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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264 Il Teil: Aussprache über <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>V. <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>265se« nämlich), die nur deshalb in den Vorrang kommen muß, weilder Metaphysik die Ausbildung der Herrschaft des Anthropologismuszugeordnet ist.Was <strong>Jünger</strong> deutlicher sieht als Nietzsche ist das, was Nietzschezu seiner Zeit in diesen Erscheinungen noch nicht sehen konnte,da sie selbst noch in der Wirklichkeit versteckt lagen. Im Ganzensind es die Erscheinungen der Technik als der Grundweiseder Einrichtung und Sicherung des Wirklichen als Wille zurMacht.Was <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> nicht siehtEr sieht das nicht, was auch nicht gesehen werden kann, da es nur,im Denken erreicht wird. Und das ist das Wesen des Willens zurMacht als Wirklichkeit des Wirklichen. Das ist das Wesen der»Wirklichkeit« als einer Wesung der Seiendheit. Das ist die Bestimmungder Seiendheit ins Wesen des aus seinem Anfang fortgegangenenSeins.Weil <strong>Jünger</strong> nirgends als Denker denken kann, weil er überallnur als Beschreiber das Wirkliche mit einer ungewöhnlichen Präzisionprä-pariert, ahnt er nichts davon, was in der Vergegenständlichungder Welt und des Menschen sich ereignet. Das Letzte, was<strong>Jünger</strong> erkennt, ist Psychologie und Moral: d. h. er sieht auch jetztein »Ethos« und ein »Zentrum«, aus dem diese Haltungen »gerechtfertigt«werden sollen. <strong>Jünger</strong> hält sich überall in der Metaphysikund d. h. neuzeitlich verstanden in der Romantik, wennauch in der Gestalt des »Realisten« und Antiromantikers, der seineTräume noch als Instrumentarium der Beschreibung »einsetzt«und das »Abenteuer« als den Decknamen für die Nichtigkeitdes ganzen Menschentreibens ins Absolute erhebt.vVeil <strong>Jünger</strong> nicht sieht, was nur »denkbar« ist, deshalb hält erdiese Vollendung der Metaphysik im Wesen des Willens. zurMacht für den Anbruch einer neuen Zeit, wogegen sie nur dieEinleitung ist zum raschen Veralten alles Neuesten in der Lange-weile des Nichtigen, in dem die Seinsverlassenheit des Seiendenbrütet.Die Vergegenständlichung scheint dem »Elementaren« »wieder«gerecht zu werden und so in das Seiende zu führen. In Wahrheitstößt sie überall in die Nichtigkeit der Leere der Sicherungder Sicherheit, die eine Rüstung ist um der Rüstung willen. Diehier sich »durchsetzende« Herrschaft und Überlegenheit ist dieäußerste Verknechtung in den leeren Vorgang der Sicherung desVorgehens in die Erhaltung der endlosen Möglichkeit des Vorgehen-und Befehlenkönnens.<strong>Jünger</strong> setzt der Verhärtung und Versteinerung gegenüber die»Empfindsamkeit« und bleibt deshalb, wenngleich in der Form'des Reaktiven, überall »sentimental«. Das Wesen der »Sentimentalität«beruht ja nicht in der Gefühlsduselei, sondern darin, daßdie Gefühle nur als Gefühle und d. h. als Erscheinungen der Subjektivitätbetrachtet und »erlebt« werden. Überall ist das Erste dieReflexion der Gegenstände im Menschen. Und deshalb ist dasBeschreiben überall ein Zergliedern der »Situation«. Solange aberdie »Situation« wesentlich bleibt, herrscht der Historismus, derdie Historie als ein Instrument der Technik selbst dem Vorgangder Rüstung des Willens zur Macht dienstbar macht.<strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> übertrifft alle heutigen »Dichter« (d.h. Schriftsteller)und »Denker« (d. h. Philosophiegelehrte) an Entschiedenheitdes Sehens des Wirklichen, so zwar, daß das »Sehen« keinBegaffen ist, sondern existenziell vollzogen und gewußt wird.<strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong> als »Denker«1Das neuzeitliche »Denken« ist metaphysisch und denkt in derVollendung seines Ganges das Sein als Wille zur Macht. Wo immerdieses Wesen der Wirklichkeit gedacht und aus diesem Denkendas Seiende erfahren wird, ist das »Denken« ein »Rechnen«.1 V gl. Überlegungen XIV. <strong>Zu</strong>r Veröffentlichung in: ÜberlegungenXII~XV. Gesamtausgabe Bd. 96.

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