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Zu Ernst Jünger - gesamtausgabe

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32 l Teil: Aufzeichnungen zu <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>B. <strong>Zu</strong>r Stellungnahme33Nietzsches Metaphysik denkt, dann könnte man allenfalls daraufverweisen, daß doch noch gewisse Anhalte an die abendländischeMetaphysik und sogar an ihren christlichen Grundzug bestehen.Darauf wäre zu entgegnen, daß selbst dieses noch auch zu Nietz~sches Metaphysik gehört und gehören muß, weil ja in jener Um~kehrung das Umgekehrte mitgesetzt, aber niemals überwundenwird. Überdies verführt das Umkehren (Herrschaft des Elemen~taren, Heroischen, Abenteuerlichen »Sinnlosen« gegenüber sei~nem Gegenteil) zu der Meinung, Umkehren sei ein Anfang ausanderen Ursprüngen, während alle Umkehrung wie jede Reevolutionnur <strong>Zu</strong>rück-wälzung auf das Bisherige bleibt. Deshalbsind Jene ganz im Recht, die nach ihrer Art versuchen, sogar beiNietzsehe »das Christliche« »aufzuzeigen«.Hierbei ist der Name »das Christliche« allerdings sehr vieldeutig;und was er meint, denkt zugleich die streng kirchliche Dog~matik und das »Heidentum« Goethes, der ja auch ein »Christ«und »Platonist« bleibt, wenn er das »Edle« und »Schöne« alsHöchstes »wertet« und eine »Sittlichkeit« fordert.Wie sollte nicht auch Nietzsche »den Geist« und das Geistigeverehren und wie sollte er nicht Alles, was zur »Kultur« gehört,als erstes Gut bejahen?Doch dergleichen verrät nur das Eine, daß in der Umkehrungder Metaphysik zugleich auch der allgemeine gebildete Misch~masch von allem in die neue Weltanschauung hineingerührtwird. Die literatenhafte Gebildetheit, hoher Geschmack, gepflegteSprache, das Landsknechtshafte und das Abenteuer all diesgeht einheitlich zusammen in eine Haltung, der von Grund ausverwehrt und versagt bleibt, jemals eine wesentliche Entscheidungzu stellen, was wesentlicher ist, als sie nur zu »fällen«.Sobald daher im laut gepriesenen »Elementaren« kein Auswegsich zeigt und nur noch die elende Bejahung der Forderungen der»Zeit« als letzte»Wahrheit« bleibt, beginnt auch schon die Rück~flucht in das Bisherige, worin man sich inzwischen von den»Abenteuern« erholt. Dann melden sich Regungen, die »dasChristliche« loben. Diese Rückflucht gehört in die UmkehrungIIlId bedeutet nur die ausdrückliche Übernahme dessen, was derIltnkehrung als Grund und Boden dienen muß, damit sie sich sonrnwälzend gebärden kann.Wenngleich das Gefüge der Metaphysik nicht in der Form"iller philosophischen Systematik an den Tag kommt, bestim­IIII·tld bleibt es dennoch. Nur bewegt sich Alles in einer nochIIt'ren Ahnungslosigkeit über das, was da verhandelt wird. Schonallein das Fortbestehen der üblichen »Anthropologie« spricht dawieausschließlich die Metaphysik jeden Schritt festgelegthaI.Die letzte Veröffentlichung <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>s (»Blätter und Stei­IH'«) zeigt in ihrer Abhandlung über den Schmerz' keine andere( ; nmdstellung, sondern nur ein Extrem der bisherigen. So könnteauch entsprechend das Christliche als ein Extrem bejaht werden.I)pr Mischkrug des allgemein herrschenden Nichtahnens dessen,was ist (der Über- und Ab-gang der Metaphysik in die »Weltan­Nchauung« als ihr Unwesen), hat solchen Umfang angenommen,daß darin Kulturen aller Zeiten und Länder der Erde eingerührtwerden können. Eine solche Zeit bedarf der rechten Mixer, diemit Geschmack und Finesse und ohne Hemmung das Entgegen­~(~setzlichste ineinander rühren. Als »Schein« entsteht dann fürden metaphysischen Spießbürger das, was er als Höchstes schät~zen muß, das Neue und »Originelle« und die Nähe zu seinen verhemmtenBedürfnissen und Wünschen nach <strong>Zu</strong>gehörigkeit zur»Zeit«.Nichts, auch das »Wesentliche« nicht, entgeht hier der Mixtur.Was alles stets wieder bezeugt, daß hier nicht etwa listige AbsichtlIud Treibereien Einzelner im Spiel sind, sondern die Loslassungdes Seienden in die Seinsverlassenheit unvernehmlich sich ereig~lIet.Deshalb liegt viel daran, daß solche Erscheinungen wie <strong>Ernst</strong>.<strong>Jünger</strong> auftreten und als Anwälte des »Ewigen« gehört werden.I <strong>Ernst</strong> <strong>Jünger</strong>: Über den Schmerz. In: Ders.: Blätter und Steine. A.a.O., S. 154­

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