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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Wills geht es gerade um diese Verantwortung für das eigene Verhalten. Davor<br />

kann man sich auf mehrere Arten drücken, um sie fremden Autoritäten aufzuladen.<br />

– Man kann sich gehorsam stets den fremden Anordnungen und Regeln fügen.<br />

Verantwortlich ist die befehlende Autorität.<br />

– Man kann sich nicht erwischen lassen und heimlich tun, was man will. Verantwortlich<br />

für Fehlverhalten ist ebenfalls die Autorität, die eben hätte aufpassen<br />

müssen.<br />

– Man kann beliebig gegen jede Regel verstoßen und bereit sein, die eventuell<br />

nachfolgende Strafe zu tragen. <strong>Wer</strong> bereit ist, ins Gefängnis zu gehen,<br />

kann damit völlig legitim einen Mord erkaufen. Mit <strong>der</strong> Bereitschaft, den<br />

Führerschein zu verlieren, läßt sich gemeingefährliches Autofahren legitim<br />

erkaufen etc. In dieser vereinfachten Rechnung tauchen nur das Strafrisiko<br />

auf <strong>der</strong> einen und <strong>der</strong> Nutzen <strong>aus</strong> dem Verbrechen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

auf. Die tatsächliche Folge des Verbrechens, die Schädigung des Opfers,<br />

wird bei dieser Sichtweise völlig <strong>aus</strong>geblendet. Der Täter kann die Konsequenzen<br />

seiner Tat gar nicht tragen, die Opfer und ihre Angehörigen tragen<br />

sie.<br />

Solches verantwortungsloses Betragen läßt sich nicht durch Strafe, Zwang<br />

und Gehorsam, äußere Zwangsautorität und Zwangsdisziplin bekämpfen.<br />

Damit erzielt man bestenfalls die erste Variante <strong>der</strong> Verantwortungslosigkeit,<br />

den Autoritätsgehorsam. Es kommt stattdessen darauf an, dem Verantwortungslosen<br />

Verantwortung zu geben, und dabei gerade nicht durch Kontrolle,<br />

Eingriff und Sanktion die letzte Verantwortung höheren Autoritäten zu übertragen,<br />

son<strong>der</strong>n unabschiebbar und mit allen Handlungskonsequenzen beim<br />

Einzelnen zu belassen.<br />

Hier wird auch die negative Wirkung selbst <strong>der</strong> sanften und humanen<br />

Sanktionen wie Liebesentzug, Tadel, Belohnung und Suggestion deutlich: sie<br />

nehmen dem Betroffenen die Verantwortung und übertragen sie einer<br />

(sanktionierenden) äußeren Autorität.<br />

Die Übernahme <strong>der</strong> Verantwortung für das eigene Verhalten, aber auch für<br />

das gemeinsame Wohlergehen <strong>der</strong> Gruppe soll im Heim durch Selbstregierung<br />

gelernt und praktiziert werden. Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen sollen begreifen,<br />

daß sie die Verantwortung nicht abschieben und an<strong>der</strong>en überlassen<br />

können, son<strong>der</strong>n selbst übernehmen müssen. Sie sollen ein eigenes System<br />

von Regeln und Verhaltensweisen entwerfen, aufbauen, erproben, das ihren<br />

Bedürfnissen entspricht, für das sie verantwortlich sind, unter dem sie aber<br />

dann auch leben müssen.<br />

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