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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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klären. Auf die ebenfalls große Bedeutung <strong>der</strong> Bildungsanstalt Jaques-<br />

Dalcroze und ihres Gebäudes für die Reform des Theaters, des Theaterb<strong>aus</strong>,<br />

<strong>der</strong> Bühnendekoration, des Tanzes, des Balletts und <strong>der</strong> Oper kann hier nicht<br />

weiter eingegangen werden. 279 Die Bildungsanstalt bildete Tanz- und Musiklehrer<br />

und vor allem -lehrerinnen <strong>aus</strong> und bot vor allem in den Ferien auch<br />

Kurse für Erwachsene und Kin<strong>der</strong> an.<br />

Schulleben und Lernen waren sehr weitgehend selbstbestimmt und sehr international,<br />

es gab auch etliche Zweiganstalten, im Ausland (z.B. London)<br />

wie im Inland 280 .<br />

Wolf Dohrn 281 , <strong>der</strong> Bauleiter <strong>der</strong> Gartenstadt, wandte 1910-1912 fast sein<br />

gesamtes Vermögen auf, um durch Heinrich Tessenow ein Schulgebäude 282<br />

279 Zur Finanzierung (!) <strong>der</strong> Dalcroze-Schule und des sehr teuren Festsaales plante Wolf<br />

Dohrn 1912/13 die Aufführung von Stücken von Paul Claudel durch eine (zu gründende<br />

gemeinnützige AG) „Gesellschaft zur Veranstaltung dramatischer Aufführungen in Hellerau“.<br />

Vgl. das von Wolf Dohrn 1912/13 verfasste umfangreiche Dokument zur Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Bildungsanstalt, mit dem er die Stadt Dresden um einen regelmäßigen Zuschuß<br />

bat. (Stadtarchiv Dresden, Bestand Rähnitz, Abt. 9 Nr. 74, „Neue Schule und Privatschule“<br />

1923-31, Blatt 6-18).<br />

Die berühmt gewordenen prächtigen Aufführungen <strong>der</strong> Stücke von Claudel passen nicht<br />

ganz zum betont nüchternen sonstigen Programm Dalcrozes, trugen aber erheblich zum<br />

Ruhm <strong>der</strong> Einrichtung bei und sollten auch <strong>der</strong> Finanzierung dienen. Der für <strong>der</strong>artige<br />

Aufführungen <strong>aus</strong>gelegte sehr aufwendige viel gerühmte Große Saal und die Bühnenaufführungen<br />

darin sind von Salzmann und Appia zuzuschreiben.<br />

280 Die Zweiganstalt Berlin unterrichtete 1914 in <strong>der</strong> Berthold-Otto-Schule (Lichterfelde,<br />

Holbeinstr. 21; vgl. Berichte <strong>der</strong> Dalcroze Schule 1.1914, 4/5: 41). Es werden auch Kurse<br />

in Wickersdorf und in Bedales/England erwähnt.<br />

281 Nach Wolf Dohrns Tod 1914 (Schiunfall) übernahm sein Bru<strong>der</strong> Harald sein <strong>Wer</strong>k und<br />

führte es weiter, er heiratete auch die Witwe seines Bru<strong>der</strong>s. „Harald Dohrn blieb hier bis<br />

1928/29.“ (Sarfert: 1989: 4) Nach <strong>der</strong> Scheidung heiratete er 1934 in Berlin Hertha<br />

Quecke, wobei er zum Katholizismus konvertierte. Er lernte Heilgymnastik und eröffnete<br />

als Heilgymnast ein Sanatorium in Bad Wiessee/Bayern. Nachdem er 1943 im Prozeß<br />

wegen seiner Kontakte zur Wi<strong>der</strong>standsorganisation Weiße Rose freigesprochen worden<br />

war, wurden sein Schwager und er 1945 von einer H<strong>aus</strong>angestellten denunziert und sogleich<br />

standrechtlich erschossen, weil er 9 Tage vor Kriegsende das Ende <strong>der</strong> Knechtschaft<br />

begrüßte (Vgl. Dohrn 1983: 256-259, Sarfert 1989: 4).<br />

Neill (1982: 150) behauptete fälschlich, Harald Dohrn sei von Russen erschossen worden.<br />

(vgl. Fußnote 339)<br />

282 Der Architekt Heinrich Tessenow (* 7.4.1876 Rostock; +1.11.1950 Berlin) wurde durch<br />

den Bau des Festspielh<strong>aus</strong>es in Hellerau und (zunächst ebenfalls in Hellerau) den Kleinh<strong>aus</strong>bau<br />

bekannt und daraufhin 1913 Professor an <strong>der</strong> Kunstschule Wien (1920 Kunstakademie<br />

Dresden; 1926 TU Berlin-Charlottenburg). Er baute extrem schlicht.<br />

Der in sehr schlichten klassizistischen Formen errichtete Monumentalbau <strong>der</strong> Bildungsanstalt<br />

stand in starkem Gegensatz zum kleinstädtisch-romantisierenden B<strong>aus</strong>til Riemerschmids,<br />

was zu großen Streitigkeiten führte. Die Pläne wurden mehrfach wesentlich abgeän<strong>der</strong>t:<br />

Zweimal wurde <strong>der</strong> geplante Bauplatz gewechselt (von <strong>der</strong> Ortsmitte zum<br />

Rand), und für das tatsächliche Baugelände kann ich in den veröffentlichten Fotos,<br />

Zeichnungen, Plänen und Modellen sechs unterschiedliche Planungsstadien unterscheiden<br />

(Art, Anzahl, Größe, Aussehen und Standort <strong>der</strong> Nebengebäude, Bad-Vorbau, Vorplatz-<br />

und Luftbad-Höfe, Fassade und Dächer, Wandelgänge), die häufig (wie unbemerkt)<br />

direkt nebeneinan<strong>der</strong> veröffentlicht wurden.<br />

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