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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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analytische Erzieher aber dringend benötigt. Doch auch er erwähnt, daß es<br />

zumindest anfänglich sehr schwierig ist, diese einnässenden, einkotenden,<br />

stinkenden, rotznäsigen, frechen, faulen und antisozialen Kin<strong>der</strong> (nicht einfach<br />

Kin<strong>der</strong> an sich) herzlich zu lieben, und bezieht sich bei Liebe auf Lanes<br />

Auf <strong>der</strong> Seite des Kindes Sein.<br />

Hier geht es nicht um sentimentale Gefühle, die liebende Haltung bedeutet<br />

keineswegs einen stetigen freundlichen Ton und ständiges Lächeln, o<strong>der</strong><br />

daß <strong>der</strong> Erzieher nie ärgerlich und unfreundlich werden und die Nerven verlieren<br />

kann. Der Umgangston ist im Gegenteil oft recht rauh. Stattdessen geht<br />

es um eine allgemeine Einstellung und Haltung zu Kin<strong>der</strong>n, um das Auf<br />

<strong>der</strong> Seite des Kindes Sein:<br />

– Selbstverständliche Anerkennung, Achtung, Unterstützung und Verteidigung<br />

seiner Rechte (auch nach außen),<br />

– Die un-bedingte84 Befriedigung seiner natürlichen Bedürfnisse,<br />

– Anerkennung <strong>der</strong> grundsätzlichen Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit,<br />

Abwesenheit des Anspruchs auf formalen Respekt, Erwachsenenautorität,<br />

von Zwang, Drohung, Gewalt, Angst, Druck, Suggestion und Überredung,<br />

– Dem Kind Freiheit zu lassen, es nicht zu verän<strong>der</strong>n suchen, es nicht zu<br />

zwingen, nicht zu belehren, son<strong>der</strong>n in seinem selbständigen Lernen zu unterstützen,<br />

auch wo man an<strong>der</strong>er Ansicht ist,<br />

– Die Anerkennung <strong>der</strong> Person des Kindes so, wie es ist, und nicht so, wie es<br />

gemäß irgendwelcher Normen und Vorstellungen von gut und schlecht,<br />

richtig und falsch, moralisch und unmoralisch vielleicht sein sollte,<br />

– Zeigen, daß sein <strong>Wer</strong>t nicht in seinen Handlungen und Leistungen liegt,<br />

son<strong>der</strong>n in seiner Person,<br />

– Das Handeln des Kindes als subjektiv <strong>aus</strong> dem Leben des Kindes verstehbare<br />

Handlungsweise zu interpretieren, und nicht an äußeren Normen zu<br />

messen,<br />

– Eine genaue Kenntnis <strong>der</strong> Störungen und <strong>der</strong> Ursachen des Fehlverhaltens<br />

und <strong>der</strong> Probleme erleichtern es, das Kind zu verstehen und zu mögen und<br />

auf seiner Seite zu stehen. Intensive Falldiskussionen und psychologischtherapeutische<br />

Beratung <strong>der</strong> Erzieher sind für dieses Verständnis hilfreich<br />

und günstig.<br />

Auch die ganz allgemeine Kenntnis von und das Verständnis für die eigenen<br />

Motive und die des An<strong>der</strong>en85 sind hier wichtig. Diese Selbst-Kenntnis för-<br />

84 un-bedingt im Gegensatz zu bedingter, an Wohlverhalten gebundene Bedürfnisbefriedigung.<br />

85 „wenn man sich seiner selbst nicht bewußt ist, kann man sich auch nicht akzeptieren. Je<br />

mehr man von sich selbst und seinen Motiven weiß, desto wahrscheinlicher wird man<br />

sich akzeptieren können. Ich hoffe allen Ernstes, daß ein größeres Wissen über sich selbst<br />

und die Natur des Kindes den Eltern helfen wird, ihre Kin<strong>der</strong> vor einer Neurose zu bewahren“<br />

(Neill 1950: 126)<br />

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