09.12.2012 Aufrufe

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Beginn einer neuen Zivilisation durch die Selbstregulierung (vgl. Croall<br />

1984: 302) und betont von nun an, daß nicht erst Lehrer und Schule, son<strong>der</strong>n<br />

schon Kin<strong>der</strong>arzt und falschinformierte o<strong>der</strong> moralistische Eltern dem Kind<br />

die Freiheit rauben.<br />

Seine Erfahrungen mit <strong>der</strong> Selbstregulierung t<strong>aus</strong>cht Neill brieflich mit<br />

Wilhelm Reich <strong>aus</strong>, dessen Sohn Peter zwei Jahre vor Zoë geboren war.<br />

Nach 2 Wochen konnte Neill einen eigenen Ernährungs-Zeitplan Zoës<br />

feststellen. Mit 7 Wochen stellt er fest: Zoë versucht bereits, uns beide zu terrorisieren.<br />

Gott helfe einem armen Vater. Und mit knapp eineinhalb Jahren:<br />

Sie zeigt keine Anzeichen von Haß o<strong>der</strong> Zerstörungssinn. Es ist eine Freude,<br />

sie wachsen zu sehen (vgl. Croall 1984: 302). Er schloß <strong>aus</strong> ihrer Entwicklung,<br />

daß Freuds Annahme eines angeborenen Aggressionstriebes falsch sei.<br />

Reich und Neill sahen den Aggressionstrieb als kulturell erworben und in <strong>der</strong><br />

Erziehung weitergegeben an.<br />

Als Zoë 1 Jahr alt war, begann Neill das Buch The Problem Family (Die<br />

Problem-Familie), und als Zoë 4 Jahre alt war, veröffentlichte er The Free<br />

Child (Das freie Kind).<br />

Viele Besucher und auch Journalisten waren an Zoë und ihrer Entwicklung<br />

interessiert, Artikel 434 berichteten positiv über das neues Muster, Kin<strong>der</strong><br />

großzubringen, und über das unkomplizierte, furchtlose, glückliche, für sein<br />

Alter ungewöhnlich weit entwickelte Kind. Verbunden war damit eine milde<br />

Kritik, daß Selbstregulierung eine sehr harte Arbeit für ein so kleines Kind<br />

sei, und daß Zoë vielleicht deshalb ihre Saugflasche so liebe. Der Hicklin-<br />

Artikel ist mit hübschen Fotos <strong>der</strong> zweijährigen Zoë illustriert, die ihre Nahrung<br />

(mühsam) selbst schneidet, ohne fremde Hilfe in die Badewanne o<strong>der</strong><br />

auf einen Baum klettert etc.<br />

Die Artikel riefen überraschend zustimmende Leserbriefe, aber auch Bemerkungen<br />

und Ermahnungen hervor, daß es in den winzigen Wohnungen<br />

eben nicht ohne ein Mindestmaß an Ordnung gehe, daß die freie Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nicht die Eltern terrorisieren und Freiheit nicht in Unvernunft und<br />

Zügellosigkeit <strong>aus</strong>arten dürfe. Es gab aber auch die verbreitete, ganz grundsätzliche<br />

Kritik, daß Kin<strong>der</strong> so nicht auf das Leben vorbereitet würden.<br />

Neill fand jedoch bald, daß zumindest einige Erwachsenen-Eingriffe bei<br />

Zoë nötig waren. An Reich schrieb er, daß in einigen Punkten die völlige<br />

Selbstregulierung <strong>der</strong> falsche Weg sei: daß Zoë, wenn sie abends zu lange<br />

wach war, am nächsten Tag schlechtgelaunt sei und viel weine, und daß sie an<br />

kalten Tagen zu dünne Kleidung tragen wolle. Er empfahl bezüglich Zubettgehen<br />

Strenge und stimmte Ena voll zu, die trotz Ärger und Tränen Zoë warme<br />

Kleidung anzog.<br />

434 Proops (1949) und Hicklin (1949).<br />

421

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!