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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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<strong>der</strong> Staatsrundfunk und <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Videoanlage <strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> werden. Ein<br />

unvoreingenommener Beobachter wird sich hüten, in diesen so großartig benannten<br />

Einrichtungen mehr zu sehen als die bisherigen Aulen, Büros etc.<br />

4.2. Illusionen, Gefahren und Mißverständnisse<br />

Meiner Ansicht nach gibt es drei grundlegende Sichtweisen von Selbstregierung<br />

(vgl. Kapitel 4.4). In diesem Kapitel über Illusionen und Mißverständnisse<br />

wende ich mich bereits gegen zwei davon, womit ich mich dann eindeutig<br />

für die dritte, psychoanalytische Selbstregierungskonzeption entscheide.<br />

Die Position Georges erscheint dagegen unrealistisch und naiv, während ich<br />

die Auffassung des zweifellos kompetenten Foerster we<strong>der</strong> in ihren Grundanschauungen<br />

noch in ihren Zielen und Mitteln akzeptieren kann.<br />

Selbstregierte Kin<strong>der</strong>- und Jugendrepubliken müssen meiner Meinung nach<br />

vier Gefahren vermeiden:<br />

1.Anarchie und Zügellosigkeit, also das Fehlen jeglicher Regierung, so daß<br />

je<strong>der</strong> willkürlich tut, was ihm beliebt;<br />

2.die Illusion <strong>der</strong> völligen Souveränität, die leicht zum Hineinregieren durch<br />

äußere Instanzen führen kann;<br />

3.die Machtübernahme durch eine Teilgruppe <strong>der</strong> Jugendlichen, die dann die<br />

an<strong>der</strong>en beherrscht;<br />

4.die Machtergreifung durch die hinter demokratischer Fassade heimlich die<br />

Fäden ziehenden Erzieher.<br />

4.2.1. Zügellosigkeit und Willkür<br />

Das Konzept <strong>der</strong> gemeinsamen Selbstbestimmung und Selbstregulierung <strong>der</strong><br />

Jugendlichen wird von Kritikern und unkritischen Anhängern häufig mißverstanden<br />

als ein Konzept, nach dem die Jugendlichen alles tun dürfen, was ihnen<br />

gerade beliebt, daß sie keine Autorität anerkennen müssen, und daß sie<br />

nur dann wirklich frei wären.<br />

Vor allem - aber nicht nur - Summerhill (vgl. Kapitel 16 - 18) hatte oft unter<br />

diesem Mißverständnis zu leiden. Schon Neill (1923a) klagte darüber und<br />

mußte immer wie<strong>der</strong> und oft vergebens den Unterschied zwischen Demokratie<br />

und Freiheit einerseits und rücksichtslos unsozialer Zügellosigkeit<br />

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