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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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etwa trug, aber <strong>nichts</strong> zu Bemposta beisteuerte. Auf Tourneen ging auch ihm<br />

häufig das Geld <strong>aus</strong>, so daß für die Weiterreise Spen<strong>der</strong> gesucht werden<br />

mußten.<br />

Eine wesentliche Einnahme-Quelle war anscheinend das schlichte Nicht-<br />

Bezahlen von Rechnungen, insbeson<strong>der</strong>e durch den rasch weiterreisenden<br />

Zirkus im Ausland, wo man auch Gerichtsvorladungen ignorieren konnte. Die<br />

große Berühmtheit bürgte stets für die Kin<strong>der</strong>stadt und den Kin<strong>der</strong>zirkus und<br />

schützte sie 647 . Der von einem Priester geführte christliche Kin<strong>der</strong>zirkus erweckte<br />

allgemein Vertrauen und Hilfsbereitschaft. Ein Unternehmen, daß<br />

durch gerichtlich erzwungene Schuldeneintreibung Bemposta ruiniert hätte,<br />

wäre von <strong>der</strong> öffentlichen Meinung und <strong>der</strong> entsprechend informierten Presse<br />

vor<strong>aus</strong>sichtlich als herzloser, profitgieriger Kin<strong>der</strong><strong>aus</strong>beuter verurteilt worden,<br />

<strong>der</strong> wegen lächerlicher <strong>aus</strong>stehen<strong>der</strong> Beträge das weltweit bedeutendste<br />

und fortschrittlichste Erziehungsexperiment zerstören wolle. Niemand<br />

wünschte bislang solch schlechte Reklame.<br />

Außerdem sorgte man auf Tourneen dafür, die Einnahmen unmittelbar<br />

selbst in die Hand zu bekommen, die Verbindlichkeiten aber auf den Namen<br />

von Unterstützern zu machen und später die Abrechnung zu verweigern. Die<br />

Organisatoren <strong>der</strong> beiden Deutschland-Tourneen haben darunter leiden müssen:<br />

Möbius verschuldete sich dabei hoch, <strong>der</strong> von Poschkamp für die Abwicklung<br />

<strong>der</strong> Deutschlandtournee gegründete Freundeskreis Bemposta mußte<br />

Konkurs anmelden (Poschkamp u. Schny<strong>der</strong> 1985: 49 - 56, 95, 134, 178).<br />

Ähnlich ging man auch mit den eigenen Beschäftigten um. Den - angeblich<br />

übertariflich entlohnten - Arbeitern und Angestellten schuldete Bemposta<br />

meist mehrere Löhne, was umso bitterer war, da die Einkommen lächerlich<br />

gering waren. Als die Elektrizitätsgesellschaft eine große Anzahl <strong>Wer</strong>kzeugtaschen<br />

bestellte und wegen <strong>aus</strong>stehen<strong>der</strong> Stromrechnungen Bempostas nicht<br />

bezahlte, ersetzte Bemposta dem Schuster, <strong>der</strong> alle Kosten zur Hälfte trug und<br />

vom Gewinn die Hälfte bekam, nicht einmal die Materialkosten. In <strong>der</strong> Umgebung<br />

verlor Bemposta so bald jeglichen Kredit (Poschkamp u. Schny<strong>der</strong>:<br />

19, 43, 53, 120, 129 f., 148, 158).<br />

Die dauernden Geldsorgen und <strong>der</strong> permanente Zwang zur Improvisation<br />

fielen schon Möbius (1973: 23, 82) deutlich auf, gelegentlich müssten vermutlich<br />

private Spenden „beson<strong>der</strong>e Engpässe überwinden helfen“ (ebd: 69).<br />

Auch Sana (1979: 41 - 43) erwähnte beiläufig die finanzielle Krise und zunehmende<br />

Verschuldung Bempostas, das von <strong>der</strong> Substanz lebe, aber infolge<br />

647 Dies ist wohl ein wichtiger Grund für die haltlos übertriebenen und hochstaplerischen<br />

falschen Selbstdarstellungen Bempostas: Die erschwindelte Berühmtheit ließ sich in<br />

dringend benötigtes Geld verwandeln.<br />

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