09.12.2012 Aufrufe

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schulen besser zu lernen, am meisten profitiert hatten und am zufriedensten<br />

waren, sie hatten <strong>nichts</strong> als Lob für Summerhill. In dieser Zeit hatten sie die<br />

Vorteile Summerhills genossen, eine gesunde, freie und tolerante Persönlichkeit<br />

und Interesse am selbständigen Lernen entwickelt und soweit gefestigt,<br />

daß sie sie in <strong>der</strong> Außenwelt bewahren konnten.<br />

Schüler, die 12jährig und älter nach Summerhill kamen, konnten persönlich<br />

weniger profitieren und hatten später größere Eingewöhnungsprobleme in <strong>der</strong><br />

Außenwelt, außerdem wirkten sich bei ihnen die schlechten schulischen Bedingungen<br />

Summerhills beson<strong>der</strong>s ungünstig <strong>aus</strong>. Auch wer mehr als zehn<br />

Jahre in Summerhill verbrachte, hatte später deutlich mehr Eingewöhnungsprobleme.<br />

Summerhill scheint sich besser für extravertierte Charaktere zu eignen, die<br />

ihr Leben von sich <strong>aus</strong> aktiv selbst in die Hand nehmen und sich in <strong>der</strong> dortigen<br />

Freiheit <strong>aus</strong>leben können. Solche Kin<strong>der</strong> waren ständig beschäftigt mit<br />

dem Bau von Hütten, Höhlen, Modellflugzeugen, Drachen, Pfeil und Bogen,<br />

Katapulten o<strong>der</strong> mit <strong>Kamp</strong>f- und Geländespielen. Sie waren oft auch die aggressiveren<br />

und die Tyrannen und Gangstertypen. Extravertierte Personen<br />

profitierten mehr von <strong>der</strong> Freiheit in Summerhill.<br />

Scheue und introvertierte Kin<strong>der</strong> fühlten sich durch die große Freiheit eher<br />

überfor<strong>der</strong>t und vermißten äußere Beschränkung, Anleitung, organisierte<br />

Freizeitaktivitäten und Schutz vor Belästigungen durch die robusteren Kameraden.<br />

Solche Kin<strong>der</strong> klagten eher über Langeweile, fühlten sich mit sich<br />

selbst alleingelassen, litten unter tyrannischen Mitschülern, for<strong>der</strong>ten mehr<br />

Schutz vor ihnen und sahen ihren Summerhill-Aufenthalt eher negativ, sie<br />

gewannen teilweise auch in Summerhill nicht die benötigte Selbstsicherheit.<br />

Die Auflistung <strong>der</strong> <strong>aus</strong>geübten Berufe <strong>der</strong> Befragten bei Bernstein (1968a)<br />

wi<strong>der</strong>legen Neills Behauptung (ebd.), Summerhillschüler wählten vorwiegend<br />

künstlerische Berufe. Allenfalls (wenn überhaupt) besteht eine leichte Überrepräsentation<br />

kreativer und eine deutliche Unterrepräsentation von Berufen<br />

im Macht- und Geld-Sektor (business, commerce, industry). Die Berufe sind<br />

sehr breit gestreut, sowohl was Qualifikationsniveau (Lastwagenfahrer, H<strong>aus</strong>frau,<br />

Universitätsprofessor) wie auch die Branchen betrifft. Die genannten<br />

Berufe lassen kaum eine Bevorzugung eines Gebietes erkennen. Inzwischen<br />

sind auch einige Lehrer geworden, trotz Neills früherer stolzer Betonung, daß<br />

Summerhill keinen einzigen Lehrer hervorgebracht habe.<br />

Viele ehemalige Schüler unterstützten <strong>aus</strong>drücklich Neills Ansicht, daß<br />

Summerhill-Schüler bessere Chance haben, eine lebensbejahende (pro life)<br />

Einstellung zu erwerben. Einige betonten, Summerhill habe ihnen eine optimistische<br />

Haltung zum Leben vermittelt, das einfache Glück als Normal-<br />

449

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!