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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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„Sieht es also, daß ihr keineswegs darauf <strong>aus</strong> seid, ihm entgegenzuhandeln, wird es<br />

euch nie mehr täuschen und belügen, da es euch nicht mißtraut und <strong>nichts</strong> vor euch zu<br />

verbergen hat. Es wird sich ohne Furcht so geben, wie es ist. Ihr könnt es in aller Ruhe<br />

beobachten und ihm durch alle möglichen Erfahrungen, die es macht, Belehrungen<br />

geben, ohne daß es ihm bewußt wird.“ (Rousseau 1963: 266)<br />

Diese Denkweise spielte in <strong>der</strong> deutschen Diskussion über Selbstregierung<br />

eine bedeutende und beherrschende Rolle, bis die Diskussion Anfang <strong>der</strong><br />

50er Jahre versiegte. Eine zentrale Figur ist dabei <strong>der</strong> Philosophie- und Pädagogikprofessor<br />

Friedrich Wilhelm Foerster.<br />

5.1. Zur Person und Biographie<br />

Friedrich Wilhelm Foerster (1869 - 1966) ist heute nahezu vergessen. Doch<br />

vor allem zwischen 1910 und 1930 hatten seine über die ganze Welt verbreiteten<br />

Schriften großen Einfluß: Foerster war <strong>der</strong> meistgelesene pädagogische<br />

Schriftsteller, <strong>der</strong> führende Reformpädagoge auf moralpädagogischem Gebiet<br />

sowie <strong>der</strong> führende katholische 68 Moralpädagoge in Deutschland 69 . Foerster<br />

war vor allem Ethiker und Moralerzieher: Erziehung war<br />

68 Die Konfession sollte dabei nicht überbewertet werden (zumal da Foerster formal gar<br />

kein Mitglied war). Die wesentlichen Unterwerfungs-For<strong>der</strong>ungen lassen sich auch schon<br />

im <strong>Wer</strong>k <strong>Martin</strong> Luthers finden (vgl. Pohl u. Türcke 1983). Foersters Konzept scheint mir<br />

eine beson<strong>der</strong>s kluge Zusammenfassung <strong>der</strong> schwarzen Pädagogik (vgl. Rutschky 1977),<br />

<strong>der</strong> (weitgehend christlichen) Pädagogik <strong>der</strong> Neuzeit zu sein.<br />

69 „Seit dem Erscheinen von Rousse<strong>aus</strong> ‚Emile‘ (1762) hat kein zweiter päd. Schriftsteller<br />

in Europa durch die Macht seines geschriebenen Wortes eine <strong>der</strong>maßen weltweite Wirkung<br />

hervorgebracht wie F. W. F.<br />

Die zehn bekanntesten unter seinen 30 selbst. Buchveröffentlichungen haben eine Gesamtauflage<br />

von mehr als einer halben Million erreicht.“ (J. Antz im Artikel Foerster im<br />

Lexikon <strong>der</strong> Pädagogik, Freiburg: Her<strong>der</strong> 1965(4) Bd. 2: 44)<br />

„Zweifellos den nachhaltigsten Beitrag zur a. p. L. [allgemeinen pädagogischen Literatur,<br />

JMK] des 20. Jh. leistete F. W. Foerster, dessen Schriften eine Auflage von über 250000<br />

erreichten (Lebenskunde: 96. - 100. T., Schule u. Charakter: 41. - 45. T), die als Musterbeispiele<br />

für die Darstellung p. Wissenschaft u. Weisheit gelten können.“ (Franz Pöggeler,<br />

Artikel Pädagogische Literatur im Lexikon <strong>der</strong> Pädagogik, Freiburg: Her<strong>der</strong> 1965(4)<br />

Bd. 3: 776)<br />

Foerster (und insbeson<strong>der</strong>e sein Hauptwerk Schule und Charakter) gehörte zu dem runden<br />

Dutzend <strong>der</strong> international führenden und im vorrevolutionären Rußland einflussreichen<br />

<strong>aus</strong>ländischen reformpädagogischen Autoren (vgl. Anweiler 1964: 42 - 46, insbeson<strong>der</strong>e<br />

45). Foerster war dabei <strong>der</strong> für moralische Umerziehung und Selbstverwaltung<br />

international führende, also für Makarenkos Selbstverwaltung <strong>der</strong> zuständige Pädagoge.<br />

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