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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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ne Variation des Grundproblems. Man kann ganz allgemein eine schwere Jugend<br />

konstatieren.<br />

Da Eltern oftmals ihre Kin<strong>der</strong> erst dann in den ihnen suspekten selbstregierten<br />

Schulen anmelden, wenn wirklich jede an<strong>der</strong>e Schule diese Kin<strong>der</strong> ablehnt,<br />

hatten auch Internate wie Summerhill und Beacon Hill School zumindest<br />

zeitweise viele gestörte Kin<strong>der</strong>.<br />

Die geringe Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten emotionaler<br />

Störungen ist noch an<strong>der</strong>s zu rechtfertigen. Ich habe den Eindruck, daß viele<br />

Republiken (aber auch an<strong>der</strong>e Heime) weniger auf die Beseitigung spezifischer<br />

emotionaler Störungen zielen, son<strong>der</strong>n vielmehr ein gesundes ungestörtes<br />

Leben ermöglichen und aufbauen helfen wollen. Um Krankheiten und Störungen<br />

zu beseitigen, muß man diese Krankheiten und Störungen genau kennen.<br />

<strong>Wer</strong> dagegen Gesundheit anstrebt, muß vor allem eine Vorstellung vom<br />

gesunden Leben haben, und braucht höchstens nebenbei eine enzyklopädische<br />

Kenntnis <strong>der</strong> möglichen Störungen <strong>der</strong> Gesundheit. Bei dieser Betrachtungsweise<br />

wird die Unterscheidung zwischen den Störungen relativ unwichtiger.<br />

Dafür gewinnt die Kenntnis <strong>der</strong> zu befriedigenden natürlichen Bedürfnisse<br />

des Menschen (bzw. des Kindes) für die Gesundheit an Bedeutung.<br />

Diese Vorstellungen vom richtigen, gesunden Leben hängen wohl zusammen<br />

mit den meist dezidierten weltanschaulichen, ethischen und politischen<br />

Überzeugungen <strong>der</strong> Republikgrün<strong>der</strong>. Sie wollen nicht nur nach einem medizinischen<br />

Modell Störungen im Individuum beseitigen, son<strong>der</strong>n sie diagnostizieren<br />

anhand eines politischen Modells soziale und politische Störungen<br />

und Ungerechtigkeiten. Sie wollen nicht durch Erziehung an schlechte, ungerechte,<br />

ungesunde Zustände anpassen, son<strong>der</strong>n durch politische Mittel auch<br />

zur Beseitigung dieser Zustände beitragen.<br />

Beson<strong>der</strong>s in älteren englischsprachigen Schriften werden die Altersbezeichnungen<br />

ziemlich wahllos benutzt. Bezeichnungen wie Kind, Jugendlicher,<br />

Junge / Mädchen, junger Mann, junge Frau sind durch<strong>aus</strong> nicht auf bestimmte<br />

Altersgruppen begrenzt. Bei <strong>der</strong> Selbstregierung geht es meist um die<br />

Altersgruppe von 10 - 18 Jahren, und genau in <strong>der</strong> Mitte dieses Alters, bei 14<br />

Jahren, liegt die übliche Grenze zwischen Kindheit und Jugend 25 . Auch ich<br />

werde <strong>der</strong> Einfachheit wegen die Begriffe Kind und Jugendlicher bunt und oft<br />

ununterschieden und synonym gebrauchen.<br />

Der Begriff Delinquenz vermeidet den moralischen Beigeschmack des Begriffs<br />

Verbrecher ebenso wie die formaljuristische Festlegung auf Hand-<br />

25 Jugend als eigene Altersgruppe entstand erst um die Jahrhun<strong>der</strong>twende und wurde erst zu<br />

Anfang dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts in Gesetzen (etwa RJWG) beson<strong>der</strong>s berücksichtigt, wobei<br />

<strong>der</strong> Altersbereich (zuletzt durch das KJHG) immer mehr <strong>aus</strong>gedehnt wurde. Eine noch<br />

unklare Verwendung des Begriffs speziell in <strong>der</strong> älteren Literatur ist daher naheliegend.<br />

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