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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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(something for nothing), macht abhängig und demoralisiert. Verantwortung<br />

kann man nur lehren und lernen nach dem Grundsatz ohne Arbeit gibt's nicht<br />

- arbeiten o<strong>der</strong> hungern (Nothing without labor - work or starve). Die Einführung<br />

dieses Prinzips in das Ferienlager war <strong>der</strong> erste Schritt zur Junior Republic.<br />

George war ein konservativer Reformer, <strong>der</strong> konservativ-patriotische Ziele<br />

mit mo<strong>der</strong>nen Mitteln verwirklichen wollte. Die in den USA bestehenden<br />

Verhältnisse waren sein Ideal: die privatkapitalistische Wirtschaft und die<br />

demokratisch-republikanische Regierungsform. Es leuchtete ihm ein, daß sozial<br />

verantwortliche Staatsbürger nicht durch autoritäre Zwangsmaßnahmen<br />

erzeugt werden konnten, son<strong>der</strong>n nur durch demokratische Beteiligung nach<br />

dem Muster <strong>der</strong> amerikanischen Demokratie. Nach seinen ersten erfolgreichen<br />

Erfahrungen mit Selbstregierung im Sommerlager (Arbeit, Eigentumsschutzgesetze,<br />

Gerichtsjury, Gefangenenaufseher) verwarf George seine bisherigen<br />

autoritären Zwangsmittel, um sie durch demokratisch von den Jugendlichen<br />

beschlossene ebenso harte, aber selbstgemachte und akzeptierte<br />

Zwangsmittel zu ersetzen.<br />

Er entwarf den Plan einer Miniaturrepublik für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, einer<br />

Junior Republic, die dem wirtschaftlichen und politischen Vorbild <strong>der</strong><br />

großen Republik USA möglichst eng und realistisch nachgebildet sein sollte.<br />

Die Junior Republic sollte ein Dorf wie jedes an<strong>der</strong>e amerikanische Dorf sein<br />

(a village like any other), nur eben für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche.<br />

Analog zur berühmten Demokratie-Definition Lincolns (government of the<br />

people, for the people and by the people) strebte George (1909: 66) hier die<br />

Regierung <strong>der</strong> Jugend für die Jugend und durch die Jugend an.<br />

Probleme, Fehler und Gewalt sollten nicht wie in <strong>der</strong> Anstalt unterdrückt<br />

und weggezwungen werden, und auch nicht durch freundliche, aber im wirklichen<br />

Leben eben nicht vorkommende, unrealistische Hilfe beseitigt werden.<br />

Die Junior Republic sollte unter möglichst realistischen und normalen Bedingungen<br />

auf das normale Leben in <strong>der</strong> Freiheit draußen vorbereiten (genau<br />

dies war auch die For<strong>der</strong>ung für eine entinstitutionalisierte Anstalt gewesen!).<br />

Schon als Jugendliche sollten die Jungen hier das freie Erwachsenenleben<br />

realistisch simulieren und so erfahren und trainieren. Verhalten hat dann im<br />

Prinzip dieselben Konsequenzen wie im Erwachsenenleben, jedoch nicht so<br />

endgültige und unwi<strong>der</strong>rufliche. Hier gibt es keine Akten, Vorstrafenregister<br />

und Stigmatisierungen, die den Neuanfang verhin<strong>der</strong>n.<br />

In <strong>der</strong> Junior Republic hätten alle Bürger gleiche Chancen, jedes Vermögen,<br />

Amt und Prestige wäre selbst erworben. Die Verfestigung sozialer Ungleichheit<br />

durch Vererbung von Vermögen und Machtstellung gäbe es hier<br />

nicht. Je<strong>der</strong> wäre ein Selfmademan. In diesem Punkt wäre die Jugendrepu-<br />

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