Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

und ein Stadtsekretär. Auch hier wurde die Bildung einer besseren Kindergesellschaft
gegen die unvollkommene Erwachsenen-Gesellschaft betont (vgl.
Brosse 1950a: 9 f., 54).
22.9. Finnland
22.9.1. Kuttula
Supp (1993: 104 - 109) berichtet neuerdings kurz über eine seit gut 10 Jahren
bestehende Kinderrepublik in Finnland für hartnäckig schwerkriminelle, gewalttätige
und / oder drogensüchtige Kinder und Jugendliche: das Kinderdorf
Kuttula (d. h. Ziegenstall), 200 km nördlich von Helsinki. Es besteht aus wenigen
rote Holzhäusern an einem See mitten im Wald. Heimleiter sind der
48jährige Jurist und ehemalige Polizeichef von Mittelfinnland, Kalle Kari
Björkman und seine zwei Jahre jüngere Ehefrau Tukki, ehemals Kindergärtnerin.
Ihre Wohnung steht ihrer ganzen Familie mit 31 Kindern, die sie jeweils
als Sohn und Tochter bezeichnen, jederzeit offen, ebenso wie sämtliche
Akten: es gibt keinerlei Geheimnisse.
Die Eltern bemühen sich hier - offenbar höchst erfolgreich - darum, Nähe,
Vertrauen, Selbstvertrauen und Selbstachtung aufzubauen. Supp beschreibt
dramatische Karrieren von ehemaligen mordbereiten Horrorkids, die im Laufe
der Jahre zu reifen und ruhigen Studenten wurden.
„Eine EG-Kommission hat das Projekt für ‚vorbildlich‘ erklärt.
Kuttula wächst. Fünf Nebenfamilien wurden gegründet, neue Holzhäuser für die
Ableger werden zur Zeit im Wald gebaut. In Wales existiert ein Schwesterdorf, in
Nepal, auch in Irland ist eines vorgesehen, und in Schleswig-Holstein gibt es jetzt
solche Pläne: Auch deutsche Behörden haben Kuttula entdeckt.“ (Supp 1993: 105)
Eine Selbstregierung wird zwar nicht ausdrücklich beschrieben, jedoch spielt
die Vollversammlung offenbar eine beherrschende Rolle.
22.10. Jugoslawien
Rotten (1954: 9) schreibt, über das Kinderdorf in Jugoslawien sei nichts genaues
bekannt, es solle aber angeblich eines der kühnsten und erfolgreich-
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