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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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18.4.2. Einwirkung auf die Staatsschule<br />

Vor dem Krieg war Neill vor allem mit Summerhill und <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>psychologie<br />

beschäftigt gewesen. Unter dem Eindruck des Krieges befasste er sich mit<br />

dem Staatsschul-System und seiner Nachkriegs-Zukunft.<br />

Schon 1939 hatte Neill in The Problem Teacher geschrieben, daß hochwahrscheinlich<br />

ein Großteil <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Schulkin<strong>der</strong> im verheerenden<br />

Krieg zwischen Demokratie und Faschismus getötet würden. Die übrigen<br />

müssten danach eine neue - höchstwahrscheinlich sozialistische - Zivilisation<br />

ohne Klassenscheidung und imperialistische Eroberung aufbauen. Doch die<br />

bestehenden Schulen befähigten sie nicht zu dieser wichtigen Aufgabe. Neue,<br />

bessere Schulen, in denen Schüler schon jetzt als freie Bürger leben können,<br />

müssten ihnen helfen, zu bewußten Bürgern einer neuen Welt zu werden.<br />

Neill schrieb während des Krieges Hearts not Heads in the School, das bedingt<br />

durch den Krieg und durch Zensurversuche des Verlags (vgl. Croall<br />

1984: 286) aber erst unmittelbar nach dem Krieg erschien. Während <strong>der</strong> Arbeit<br />

an Hearts not Heads erfuhr Neill, daß in Rußland die Koedukation abgeschafft<br />

wurde, um die Geschlechter zu soldatischen Männern und mütterlichen<br />

Frauen zu erziehen. Er beklagte das endgültige Ende des Sowjet-<br />

Traumes.<br />

Im Sommer 1939 organisierte Neill eine Erziehungs-Konferenz für Lehrer<br />

<strong>aus</strong> East Anglia (was er sonst stets sehr vermieden hatte!) in Summerhill, an<br />

<strong>der</strong> gut 60 Lehrer teilnahmen. Dabei ging es auch um die (schließlich durch<br />

Kriegsbeginn verhin<strong>der</strong>t) Gründung einer Gruppe, die ihre Tätigkeit auf Kin<strong>der</strong>psychologie<br />

gründen wollte. Zwei Jahre später hielt Neill einen Vortrag<br />

über schwierige Kin<strong>der</strong> am College of Praeceptors, eines <strong>der</strong> Samstagmorgen-Gespräche,<br />

die <strong>der</strong> dortige Dekan J. H. Simpson (auch ein Lane-Schüler)<br />

organisierte. Die 150 anwesenden Lehrer waren begeistert und bildeten eine<br />

Gruppe, die sich weiter treffen wollte (vgl. Croall 1984: 285).<br />

Während des Krieges hatte Neill volle Säle und begeistertes Publikum. Eine<br />

zwar kleine aber wachsende Schar von Lehrern, eine Art Untergrundbewegung<br />

unter den Lehrern, sah die Erziehung mit an<strong>der</strong>en Augen, für viele<br />

war Neill <strong>der</strong> Prophet eines Neuen Zeitalters. Die Pionierarbeit <strong>der</strong> progressive<br />

schools begann - teilweise gegen massive Wi<strong>der</strong>stände - sich auf das<br />

Staatsschulsystem <strong>aus</strong>zuwirken, zumindest auf das Denken dort.<br />

Das Erziehungsgesetz (Education Act) für England und Wales <strong>aus</strong> dem Jahr<br />

1944 schuf ein einheitliches, kostenfreies öffentliches Schulsystem für die<br />

Nachkriegszeit. Die bisherigen Kirchenschulen wurden ins Staatsschulsystem<br />

eingeglie<strong>der</strong>t, das seinerseits zu Religionserziehung und täglichen Schulgebeten<br />

verpflichtet wurde. Neill reichten solche Pläne einer mo<strong>der</strong>nen<br />

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