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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Hauptaufgabe <strong>der</strong> Heimerziehung ist nun nicht mehr die gewaltsame Unterdrückung<br />

schlechter Eigenschaften, <strong>der</strong> Abbau unerwünschter Verhaltensweisen,<br />

son<strong>der</strong>n das Auffinden und <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> bei jedem im Kern<br />

vorhandenen guten Eigenschaften und Verhaltensweisen. Zur Betätigung<br />

dieser positiven Eigenschaften müssen geeignete, akzeptable, legale Betätigungsmöglichkeiten<br />

bereitgestellt werden. Die bisher zu kriminellem Handeln<br />

fehlgeleiteten Tugenden können so zum Positiven umgelenkt und kanalisiert,<br />

nicht aber unterdrückt werden. Erziehung muß primär Möglichkeiten<br />

zum Guten bieten, nicht Böses unterdrücken!<br />

Tugenden wie Selbstverantwortung, Selbstbeherrschung, Selbstvertrauen<br />

können sich unter Fremdbestimmung und Fremdherrschaft kaum entwickeln.<br />

Darum muß auf äußere Beherrschung und Beschränkung weitestgehend verzichtet<br />

werden, damit <strong>der</strong> Jugendliche die eigene, innere Selbstbeherrschung,<br />

Selbstbeschränkung und Selbstverantwortung überhaupt aufbauen und aufrechterhalten<br />

kann.<br />

Die mit solchen Eigenschaften oft verbundene beson<strong>der</strong>e soziale Achtung<br />

erzeugt einen berechtigten Stolz darauf und veranlasst den Jugendlichen zu<br />

weiterem Streben nach noch mehr Selbständigkeit und Achtung.<br />

Das Lernen durch eigene Erfahrung <strong>aus</strong> den (individuell o<strong>der</strong> gemeinschaftlich)<br />

selbst zu tragenden Handlungsfolgen ist ein allgemeiner reformpädagogischer<br />

Grundsatz, <strong>der</strong> auch den Selbstregierungskonzepten zugrundeliegt,<br />

und zwar beson<strong>der</strong>s den Konzepten von George und von Lane<br />

und Nachfolgern. Auf das Konzept Foersters, das verstärkt mit Belehrungen<br />

arbeitet, treffen die folgenden Äußerungen deshalb weniger zu.<br />

Den <strong>Wer</strong>t von Tugenden kann man am besten dadurch lernen, daß man erlebt,<br />

wie das soziale Zusammenleben leidet, wenn die als selbstverständlich<br />

vor<strong>aus</strong>gesetzten Tugenden wie Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Verantwortung,<br />

Fleiß etc. einmal fehlen, wenn also allgemein gelogen und gestohlen wird und<br />

sich je<strong>der</strong> nach Belieben faul, zerstörerisch und rowdyhaft beträgt. Diese indirekte<br />

Methode, den <strong>Wer</strong>t von Tugenden <strong>aus</strong> eigener Erfahrung lernen zu<br />

lassen, indem man ermöglicht, daß alle sich untugendhaft betragen und<br />

die Folgen davon schmecken können, spielt in entinstitutionalisierten Heimen<br />

eine große Rolle.<br />

Viele Heime sind so gut und effektiv durchorganisiert, routiniert und kontrolliert,<br />

daß jede Schlamperei, Vergesslichkeit und Faulheit frühzeitig entdeckt<br />

und korrigiert wird. Üble Handlungsfolgen, <strong>aus</strong> denen man <strong>aus</strong> Erfahrung<br />

lernen könnte, treten so nie ein und bleiben anzweifelbare pure Behauptungen<br />

<strong>der</strong> Erzieher, die damit ihre Hilfs- o<strong>der</strong> Zwangsmaßnahmen begründen.<br />

In entinstitutionalisierten Heimen werden Fehler nicht einfach durch<br />

Zwang, Unterdrückung o<strong>der</strong> auch Hilfe beseitigt, man trifft deshalb bestän-<br />

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