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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Die heftige und tiefgehende Liebesaffäre blieb geheim, obwohl Frau Neill<br />

vor 1936 davon erfuhr, und dauerte mit Höhen und Tiefen wohl bis 1938, als<br />

Helgas Loyalitätsgefühl für Ehemann und Kind überwogen.<br />

Erst als 1940 die Affäre mit Helga in Freundschaft übergegangen war, war<br />

Neill in <strong>der</strong> Lage, die Sache mit seiner Ehefrau zu diskutieren. Sie arrangierten<br />

sich, und Neill erhielt sexuelle Freiheit. In The Problem Teacher (Neill<br />

1939) betonte er, daß Liebe und Ehe keineswegs identisch seien, die Ehe<br />

könne die Liebe behin<strong>der</strong>n. Er for<strong>der</strong>t, daß die Liebe frei sein soll.<br />

18.3.5.2. Sexualität in Summerhill<br />

Neill war praktisch von Anfang an ein Vorkämpfer freier Sexualität, wobei<br />

die Entwicklung bemerkenswert ist.<br />

Schon in A Dominies Log (1915) träumte Neill von einer Schule mit Sexualaufklärung,<br />

wollte Kin<strong>der</strong>n im Grundschulalter allerdings noch vom<br />

Klapperstorch erzählen. Von Lane beeinflusst, sprach er sich in A Dominie in<br />

Doubt (1921) dann für die schlichte volle Wahrheit in <strong>der</strong> Sexualerziehung<br />

<strong>aus</strong>, sofern die Kin<strong>der</strong> danach fragten, sah aber wenig Hoffnung, solange Eltern<br />

und Lehrer selbst voller sexueller Komplexe waren und Sexualität als etwas<br />

eigentlich Unanständiges betrachteten.<br />

Auch durch die Therapie bei Stekel beeinflusst (mit dem er auch weiterhin<br />

in freundschaftlichem Brief- und Besuchs-Kontakt stand), for<strong>der</strong>t er in The<br />

Problem Child (1926) auch offene Gespräche und Information <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

über Masturbation als einer natürlichen und unschädlichen Sache ohne<br />

Schuld. Erst das Verbot erzeuge Probleme, indem es Schuldgefühle erzeuge<br />

und das Interesse auf die verbotene Handlungen fixiere und so dem Glück des<br />

Kindes schade (vgl. Croall 1984: 149 - 151). Schließlich befürwortete er<br />

1936 in That Dreadful School auch die geschlechtliche Betätigung jugendlicher<br />

Paare.<br />

Reich hatte an Neills Haltung zur Sexualität bei Jugendlichen kritisiert, daß<br />

sie eher intellektuell denn emotional sei, daß Neill ein Sexualleben seiner<br />

Schüler zwar passiv toleriere, nicht aber auch aktiv gutheiße und unterstütze<br />

(approve). Neill akzeptierte diese Kritik zwar weitgehend als berechtigt, befürchtete<br />

aber, daß seine Schule dann - ebenso wie das Little Commonwealth<br />

- <strong>aus</strong> sexuellen Gründen (bzw. Vorwänden) geschlossen werden<br />

könnte und war deshalb nicht bereit, zur aktiven Unterstützung überzugehen<br />

411 . Dies hätte nach seiner Meinung nur zur Folge gehabt, unnütz zum<br />

411 „We often had long discussions about the sex question. ‚Neill‘, he said, when I first knew<br />

him in Norway, ‚you are wrong. You ‚dulden‘ adolescent sex where you ought to<br />

‚bejahen‘ it.‘<br />

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