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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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entzogen und erst nach <strong>aus</strong>reichen<strong>der</strong> Erziehung zurückgegeben. Die Freiheit<br />

ist nur Schein.<br />

„Kann auch in den Anfangsstadien <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> Zwang nicht entbehrt werden,<br />

so ist doch erst <strong>der</strong> freiwillige Gehorsam <strong>der</strong> eigentliche Triumph <strong>der</strong> Erziehung“<br />

(Foerster 1953: 254), <strong>der</strong> „jene Bezwingung mehr nach innen verlegt und dadurch zu<br />

einer wirklichen Selbstbezwingung“ macht (Foerster 1953: 291).<br />

Nicht <strong>der</strong> Erzieher, „nein, das Kind selber soll seinen nie<strong>der</strong>en Willen brechen“<br />

(Foerster 1953: 234).<br />

Der äußere Zwang soll verinnerlicht und so zum - viel zuverlässigeren - anerzogenen<br />

Selbst-Zwang werden: zu Gewissen, Über-Ich, Moral und Selbstzensur.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um macht den äußeren Zwang entbehrlich und ermöglicht die<br />

sichere Gewährung großer Freiheit.<br />

Selbstregierung wird hier aufgefasst als Selbst- Beherrschung <strong>der</strong> eigenen<br />

Affekte, als <strong>der</strong> internalisierte Willen des Herrschers in Form des Überichs.<br />

5.3. Foersters Erziehungsmethoden<br />

Während Foersters Erziehungsziele sehr traditionell blieben, sollten die Mittel<br />

verfeinert und den verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Bedingungen<br />

(Demokratische Republik, Industrie) angepasst werden (Foerster 1953: 295<br />

f.).<br />

Die grobmechanischen gewaltsamen Strafmaßnahmen zur Erzwingung äußerlichen<br />

Gehorsams appellieren nur an vorübergehend wirksame Motive und<br />

werden bei älteren Kin<strong>der</strong>n immer wirkungsloser.<br />

Persönliche Überheblichkeit, Willkür, Despotie und Machtgenuß des Erziehers,<br />

<strong>der</strong> „seine kleine Person zum Götzen macht“ (Foerster 1953: 349)<br />

verdirbt den Erziehungserfolg ebenso wie <strong>der</strong> als mißtrauischer Detektiv sich<br />

aufspielende Erzieher (Foerster 1953: 335 - 339), <strong>der</strong> dem Zögling ein<br />

Schlechtigkeitsgefühl einsuggeriert und dann - paradoxerweise - for<strong>der</strong>t, sich<br />

gut zu verhalten: ‚Ich weiß genau, daß du ein unverbesserlicher Lügner und<br />

Faulpelz bist, wehe dir, wenn du lügst‘.<br />

Statt dessen soll <strong>der</strong> Erzieher autoritativ auftreten, als „Repräsentant <strong>der</strong><br />

sittlichen Ordnung“ und <strong>der</strong> „Würde <strong>der</strong> Autorität“, <strong>der</strong> sich selbst völlig unter<br />

Kontrolle hat, unerschütterliche Haltung bewahrt und ohne jede Gereiztheit<br />

und ohne jeden Affekt stets objektiv und gerecht erzieht (Foerster 1953:<br />

347 - 350).<br />

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