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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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wurde u. a. durch eine beson<strong>der</strong>s scharfe Versetzung 341 starker Druck <strong>aus</strong>geübt,<br />

die Lehrer eingeschüchtert, so daß sie allmählich die Schule verließen<br />

und durch gefügige gläubige, wohlbenotete Kandidaten ersetzt wurden. Allerdings<br />

wurde die Handwerkspflege <strong>aus</strong>gebaut und ein Montessori-<br />

Kin<strong>der</strong>garten eröffnet. Harless wurde schließlich fristlos gekündigt weil er mit<br />

Volksschulkollegen in einem kommunistischen H<strong>aus</strong> einen theoretischen Einheitsschulplan<br />

für Hellerau beraten hatte.<br />

Damit war <strong>der</strong> noch extremere Neill erst recht <strong>aus</strong>gebootet: für ihn war kein<br />

Platz mehr an einer solchen Schule. Seine Aktien-Einlage war ohnehin völlig<br />

entwertet 342 . Als die alten Lehrer langsam gingen und Schardt etwa zur Zeit<br />

des Reichswehr-Einmarsches die Schule übernahm, wurde es für Neill Zeit zu<br />

gehen. Mit seinen wenigen Auslandsschüler war er in Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

Schulen auch relativ mobil.<br />

Neill mochte sein Scheitern als Schulgrün<strong>der</strong> offenbar nicht detailliert veröffentlichen:<br />

Er erwähnte Schardt nicht und schob den Reichswehreinmarsch<br />

und die Übersiedlung <strong>der</strong> Rhythmikabteilung als Fluchtgründe vor.<br />

Damit wird auch die bislang sinnlos erscheinende Aufteilung <strong>der</strong> Abteilungen<br />

im September 1922 verstehbar als stärkere Abtrennung des Lan<strong>der</strong>ziehungsheims<br />

Deutsche Schule, in dem vermutlich zu diesem Zeitpunkt Schardt<br />

das Übergewicht erhielt, vermutlich weil er über Geld verfügte. Die Richtigkeit<br />

dieser Vermutungen bliebe allerdings noch konkret zu überprüfen.<br />

341 Versetzungen erfolgen bekanntlich zum Schuljahrsende, hier ist Ostern 1923 zu vermuten.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wäre Schardt also bereits eine Weile lang die beherrschende Figur<br />

<strong>der</strong> Schule gewesen.<br />

342 Bei einer gemeinnützigen AG durfte dem Anleger nur <strong>der</strong> Nennwert plus 5% Verzinsung<br />

rückgezahlt werden. Im Juli 1923 entsprach ein Dollar 350.000 Mark, beim Ende <strong>der</strong><br />

Inflation am 15.November 1923 4.200 Milliarden Mark (Tormin 1973(9): 126). Das<br />

Grundkapital <strong>der</strong> Neue Schule AG (400.000 Mark) wäre also im Juli 1923 knapp einen<br />

Dollar wert gewesen, beim Ende <strong>der</strong> Inflation gerade noch 1/100.000 Cent, also gar<br />

<strong>nichts</strong>. Die nach Österreich mitgenommenen o<strong>der</strong> nachgeholten Einrichtungsgegenstände<br />

(u. a. <strong>Wer</strong>kzeug) waren wohl das einzige, was Neill von seinem Kapital retten konnte.<br />

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