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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Im Herbst 1896 heiratete George seine bisherige Sommerhelferin Esther B.<br />

Brewster. Sofort wurden auch Mädchen als Dauerbürgerinnen aufgenommen,<br />

um auch hier den USA noch ähnlicher zu werden.<br />

Ebenfalls im Herbst 1896 begann für die nun 40 schulpflichtigen Dauerbürger<br />

<strong>der</strong> Unterricht in <strong>der</strong> eigenen Republikschule. Sie löste das bisherige<br />

interessante und typische Georgesche Verlagsh<strong>aus</strong>-Provisorium ab (hierzu<br />

Holl 1971: 175 - 180). George hatte sich lange gegen eine eigene Schule gesträubt,<br />

weil er befürchtete, daß sie durch ordnende Einmischungen die<br />

Selbstregierung zerstören würde. Als die umliegenden Gemeindeschulen sich<br />

weigerten, die zahlreichen Republikbürger aufzunehmen, und die Schulpflicht<br />

nicht länger ignoriert werden konnte, entwarf George eine Schule, die vorgab,<br />

gar keine Schule zu sein, son<strong>der</strong>n ein Geschäftsunternehmen, ein Verlagsh<strong>aus</strong>.<br />

Freunde <strong>der</strong> Republic stifteten eine umfangreiche Bibliothek. Die Autoren<br />

(= Schüler) schlossen mit dem Verlagsleiter (= Lehrer = George) <strong>Wer</strong>kverträge<br />

über je ein Buch (= schriftliche H<strong>aus</strong>arbeit) über ein selbstgewähltes Thema.<br />

Die zur Anfertigung benötigte Arbeitszeit wurde nach dem normalen Republik-Stundenlohn<br />

bezahlt, nach Schwierigkeitsgrad und Qualität <strong>der</strong> Ausführung<br />

abgestuft. Das Buch wurde säuberlich gebunden in die Bibliothek<br />

eingestellt, wenn es nicht wegen schlechter Qualität o<strong>der</strong> unleserlicher Schrift<br />

zurückgewiesen worden war. Auch <strong>der</strong> Rechenunterricht bestand <strong>aus</strong> echter<br />

Arbeit: die Republikbank vergab bezahlte Buchführungsaufträge an das Verlagsh<strong>aus</strong>.<br />

George bezeichnete dies als Lernen durch Geldverdienen (learning<br />

by earning).<br />

Die Republik war praktisch bankrott, als im selben Herbst 1896 <strong>der</strong> Landmaschinenfabrikant<br />

Thomas Mott Osborne (1859 - 1926) in den Vorstand des<br />

Trägervereins (Board of Trustees) eintrat. Er übernahm rasch die Führung,<br />

organisierte ein Advisory Committee <strong>aus</strong> Prominenten und wuchs zum zweiten<br />

starken Mann und zum Rivalen Georges heran. Osbornes Prominente<br />

wurden die Hauptför<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Republik und ihrer Ideen, die sie nun landesweit<br />

bekannt und berühmt machten.<br />

10.5. Der erste Skandal im Jahre 1897<br />

Der Sommer 1897 wurde von zahllosen heftigen Streitigkeiten zwischen den<br />

nun 50 Dauerbürgern und den 50 Sommerbürgern beherrscht. In <strong>der</strong> hochverschuldeten<br />

Republik war das Geld knapp. Überall mangelte es an Kleidung,<br />

Ernährung, Decken, Sanitäreinrichtungen und Unterkünften. Die<br />

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