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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Fähigkeiten als Theoretiker und Methodiker dagegen waren dürftig gering,<br />

beide waren reine Autodidakten und mischten ihre Psychologie stark mit ihren<br />

ureigensten weltanschaulichen bzw. philosophischen Überzeugungen.<br />

Diese tief in <strong>der</strong> Persönlichkeit gegründete Überzeugung und Handlungssicherheit<br />

dürfte zur Faszination stark beigetragen haben. Lane und Neill werden<br />

beschrieben als Vertrauen einflößende, absolut echte und glaubwürdige,<br />

äußerst beliebte und faszinierende Gesprächspartner von großem<br />

Charme, die keine persönlichen Feinde hatten, obwohl sie inhaltlich höchst<br />

provozierende radikale Auffassungen verbreiteten. Summerhill-Besucher waren<br />

nachher nicht unbedingt von <strong>der</strong> Schule und von Neills Erziehungsvorstellung<br />

überzeugt, im allgemeinen aber mochten sie hinterher Neill als Person.<br />

Die wesentlichen Eigenschaften und Fähigkeiten dieser Pädagogen scheinen<br />

die eines Psychotherapeuten zu sein. Therapeuten bemühten sich (im<br />

Vergleich zum Erzieher) traditionell relativ stärker um das Verständnis <strong>der</strong><br />

Bedürfnisse und Motive des Kindes und weniger um die (mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

gewaltsame) Anpassung an soziale Normen.<br />

Eine zentrale Fähigkeit, vermutlich die wichtigste überhaupt, ist die enorme,<br />

als magisch bezeichnete Verständnis-Fähigkeit, die vor allem für Neill<br />

beschrieben 156 wurde, aber auch für Lane erwähnt und bei an<strong>der</strong>en<br />

(Papanek 157 , Wills) begründet vermutet werden kann. Sie beruht wesentlich<br />

auf den psychotherapeutischen / tiefenpsychologischen Kenntnissen und Einsichten,<br />

sowohl theoretisch als auch durch selbst erfahrene Therapien.<br />

Seit Ende <strong>der</strong> 30er Jahre sah Neill Therapie (je nach Therapie und Therapeut)<br />

vor allem als einen Weg (von mehreren), Sensibilität, Mitgefühl und<br />

Verständnis für die Haltung an<strong>der</strong>er Menschen (Nächstenliebe) zu vergrößern,<br />

und führte auch seine eigenen persönlichen Fähigkeiten auf Therapien<br />

zurück (Neill 1982: 267 f.).<br />

Viele ehemalige Schüler und Besucher waren äußerst beeindruckt von<br />

Neills unerhörter Sensibilität und seinem tiefen Einblick in Problem-Kin<strong>der</strong>,<br />

seiner als magisch, instinkthaft und fast unheimlich beschriebenen Fähigkeit,<br />

sich einzufühlen, die Probleme und unbewußten Motive von Kin<strong>der</strong>n zu verstehen<br />

und mit ihnen umzugehen, seiner Fähigkeit, Menschen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

Problem-Kin<strong>der</strong> völlig unbedrohlich zu durchschauen, in ihre<br />

ohne viel Bücherwissen, aber ein Mann, <strong>der</strong> - mehr als irgend jemand, den ich gekannt<br />

habe - die Fähigkeit hatte, Kin<strong>der</strong>n Liebe und Verständnis entgegenzubringen.“ (Neill<br />

1971b: 141).<br />

Willa Muir berichtete, daß, welche Theorien Neill auch immer vertreten habe möge, er in<br />

seiner Praxis mit Kin<strong>der</strong>n stets nahezu unfehlbar gewesen sei (Croall 1984: 119).<br />

156 Vgl. Croall (1984: 129 - 130, 143 f., 154, 178 f., 341 f., 368).<br />

157 Vgl. die Autobiographie seines Zöglings Claude Brown (1965).<br />

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