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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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mern und ohne Wasserkran die Foto-Platten. Ton zum Töpfern wurde am<br />

Teich gegraben, und <strong>aus</strong> gesammelten Pflanzen wurden Farben erzeugt. Neill<br />

hatte sein Handwerkszeug <strong>aus</strong> Hellerau mitbringen lassen und handwerkte<br />

viel und vielfältig mit großer Begeisterung.<br />

Hier war Neills ersehnte Kreativitäts- und Tat-Schule: Es wurde viel musiziert,<br />

Dichtungs-Abende wurden abgehalten, bei denen auch viele unanständige<br />

Limericks 346 entstanden (wie das bei Limericks üblich ist).<br />

Neill las <strong>Wer</strong>ke des Psychoanalytikers Stekel und war von Stekel beeindruckt,<br />

auch von seinem Glauben an die Freiheit, seiner Haltung zu Onanie,<br />

Homosexualität, seiner Auffassung, daß Moralerziehung, anerzogenes Gewissen<br />

und Schuldgefühle die Wurzel von Neurosen sind, sowie schließlich Stekels<br />

Ansicht, Psychotherapie ließe sich auf ein Vierteljahr verkürzen. Er besuchte<br />

Stekel 347 in Wien (ursprünglich, um den traumatischen Schock eines<br />

Schülers therapieren zu lassen) und wurde selbst sein Patient 348 und Freund.<br />

Vermutlich hat Neill über Stekel auch die bekannten Analytiker Siegfried<br />

Bernfeld, August Aichhorn und Otto Rank getroffen 349 . Er verbrachte in<br />

Wien einen Abend mit Aichhorn und erzählte ihm von Homer Lane.<br />

Etwa zur Zeit des Umzugs nach Sonntagberg beendete Neill auch das fünfte<br />

und letzte Buch <strong>der</strong> Dominie-Serie, das 1924 erschienene Kin<strong>der</strong>buch A<br />

Dominies Five, eine Geschichte, in <strong>der</strong> die ersten fünf Englisch-Schüler 350<br />

Neills in Hellerau, denen er die Geschichte ursprünglich erzählte und die an<br />

<strong>der</strong> Geschichte mitwirkten, selbst die handelnden Helden sind, die durch<br />

Afrika reisen und mit Löwen und Maschinengewehren wilde aggressive<br />

Abenteuer erleben, genau wie im späteren Buch Die Grüne Wolke.<br />

346 Croall (1984: 129 f.) zitiert ein typisches Beispiel:<br />

There was a young lady from Gloucester<br />

Whose parents once thought they had loucester<br />

Til they found in the grass<br />

The mark of her arse<br />

And the knees of the fellow that croucester.<br />

347 Wilhelm Stekel, einer <strong>der</strong> engen und bedeutendsten Freud-Schüler, <strong>der</strong> in Wien praktizierte.<br />

348 Neill sagte später von Stekel (wie auch von Lane), daß dessen Interpretationen intensiv<br />

nur seinen Kopf, nicht aber die Emotionen berührt hätten.<br />

349 „It as very probably through his friendship with Stekel that Neill met and talked with<br />

three other eminent analysts, Siegfried Bernfeld, Alfred Aichhorn and Otto Rank: he<br />

spent an evening in Vienna with Aichhorn, telling him about Homer Lane. And his encounters<br />

with Stekel encouraged him to steep himself in analytical case histories and dream<br />

analysis.“ (Croall 1984: 132; statt Alfred muß es August Aichhorn heißen!)<br />

In Stockholm traf er in den 30er Jahren Alfred Adler zum Abendessen. (Croall 1984: 228<br />

f.)<br />

Zu Bernfeld vgl. Kapitel 19. Aichhorn (1977: 144-161) beschreibt u. a. seine eigene<br />

ziemlich anti-autoritäre Umgehensweise mit seiner Gruppe aggressiver Heimzöglinge.<br />

350 Derrick (9) <strong>aus</strong> Yorkshire; sein Bru<strong>der</strong> Donald (7); Geoffrey (9) <strong>aus</strong> Oxfordshire; Helga<br />

(8) <strong>aus</strong> Schottland; und das belgische Mädchen Gilbert (14), das als Kriegsflüchtling in<br />

England war. (vgl. Neill 1924: 7)<br />

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