09.12.2012 Aufrufe

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kind sorglos schuldlos Spaß haben, Phantasien <strong>aus</strong>leben zu können, während<br />

Erwachsene häufig eher Spaß an Zerstörung finden.<br />

18.3. Die 30er Jahre<br />

In den 1930er Jahren wandelte sich die Schule vom Experiment zur Demonstration<br />

einer (offenbar funktionierenden!) freien Erziehung. Neill war ein im<br />

In- und Ausland gefragter Referent, seine Bücher wurden in verschiedene<br />

Sprachen übersetzt. Einige Mittelschicht-Familien, häufig Intellektuelle,<br />

Künstler o<strong>der</strong> Linke, begannen, Kin<strong>der</strong> <strong>aus</strong> Überzeugung nach Summerhill zu<br />

schicken und die Schule nicht nur als letzte Möglichkeit zu sehen, ein schwer<br />

gestörtes Kind unterzubringen. Summerhill wurde informeller Treffpunkt für<br />

viele künstlerische, literarische und wissenschaftliche Intellektuelle, und es<br />

war ein Zentrum linker und antifaschistischer Aktivitäten während des<br />

spanischen Bürgerkrieges und zu Beginn des zweiten Weltkrieges (Croall<br />

1984: 156 f.). Für manche Eltern war Summerhill auch nur eine Phase in ihrem<br />

raschen Wechsel von einer Überzeugung zur an<strong>der</strong>en: vom Spiritualismus<br />

zum Sozialismus über Summerhill zum Methodismus und Katholizismus....<br />

Viele <strong>der</strong> Prominenten waren häufige Besucher in Summerhill.<br />

Gleichzeitig begann die große Besucherzahl ein (seitdem andauerndes) Problem<br />

zu werden.<br />

In den 30er Jahren entdeckten die Massenzeitungen Summerhill. Auch um<br />

die wilden Gerüchte über die völlig gesetzlosen primitiven wilden Kin<strong>der</strong>, die<br />

ohne jede Manieren tun was sie wollen zu bekämpfen, veröffentlichte Neill<br />

1937 That Dreadful School 387 .<br />

In <strong>der</strong> Öffentlichkeit galt Summerhill - ähnlich wie die an<strong>der</strong>en beiden libertären<br />

Schulen Beacon Hill und Dartington - schlicht als Kommunisten-<br />

387 Dieses 1936 auf <strong>der</strong> Schiffsreise von Südafrika nach England rasch zusammengeschriebene<br />

Buch war Neills meistbeachtete Veröffentlichung vor Theorie und Praxis... und erschien<br />

1950 unter dem Titel Selbstverwaltung in <strong>der</strong> Schule als erstes Buch Neills auch<br />

in deutscher Sprache. Seine wesentlichen Passagen wurden später sämtlich in Theorie<br />

und Praxis <strong>der</strong> antiautoritären Erziehung übernommen.<br />

That Dreadful School wurde recht freundlich aufgenommen und rezensiert, es erschien<br />

im April 1937 auch als Serie im News Chronicle. Die Kritik richtete sich weniger gegen<br />

den (zustimmend aufgenommenen) Inhalt als vielmehr gegen den Stil des Buches, gegen<br />

Neills Tendenz zur dogmatischen Behauptung und Polarisierung, seine unwissenschaftliche,<br />

oberflächlich vereinfachende Argumentation, sein kindliches Vergnügen, Erwachsene<br />

zu schockieren. Die inhaltliche Kritik konzentrierte sich auf die Freiwilligkeit des<br />

Schulbesuches.<br />

389

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!