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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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sie würden die Disziplin erschweren statt verbessern (Beispiele in Foerster<br />

1914: 345).<br />

Der Lehrer soll den „wahren Charakter“ und das „innerste Wesen“ <strong>der</strong><br />

Handlungen aufzeigen und deuten anhand ihrer Wirkungen auf „die Fundamente<br />

des gesellschaftlichen Lebens“ (Foerster 1953: 404). Er soll das<br />

„Wesen von Gut und Böse“ aufzeigen,<br />

„daß gerade eine konsequent realistische Lebensbeobachtung und Selbstbeobachtung<br />

immer aufs neue den Fluch bestätigt, <strong>der</strong> auf allem lastet, was sich gegen das Sittengesetz<br />

durchsetzen will.“ (Foerster 1953: 403)<br />

„Zum Schluß ist immer das positive Ideal in ganzer Klarheit zu zeigen. Was ist<br />

vollkommene Reinheit, vollkommene Ritterlichkeit, vollkommene Liebe (Korintherbrief)<br />

usw.? Große positive Perspektiven appellieren sehr stark an die Fantasie und an<br />

das heroische Element in <strong>der</strong> Jugend.“ (Foerster 1953: 411)<br />

Im folgenden geht es um eine ganze Reihe solcher abstrakter Tugend-<br />

Begriffe, die mit Hilfe <strong>der</strong> induktiven Methode, von <strong>der</strong> kindlichen Erfahrung<br />

<strong>aus</strong>gehend, vermittelt werden sollen: Wahrhaftigkeit, Mut, Tapferkeit, Selbständigkeit,<br />

Ehrgefühl, Nächstenliebe, Rücksicht und Disziplin.<br />

Auf den Geschichtsunterricht angewandt, bedeutet dies:<br />

„Zur wahren historischen Bildung gehört darum vor allem auch die Weckung des<br />

Sinnes für das Walten einer sittlichen Weltordnung in den Geschicken <strong>der</strong> Völker,<br />

durch das <strong>der</strong> Übermut von seinem Thron gestürzt und die triumphierende Gewalt<br />

furchtbar und zugleich befreiend gesühnt wird“ (Foerster 1953: 428). „Alle Schuld<br />

rächt sich schon auf Erden“ (ebd. 430).<br />

Durch geschickte Uminterpretation <strong>der</strong> kindlichen Freiheitsbestrebungen soll<br />

schließlich das genaue Gegenteil erzeugt werden, nämlich absoluter Gehorsam.<br />

Es geht darum,<br />

„die ordnenden Kräfte im Charakter des Zöglings selber zur Mitarbeit zu gewinnen<br />

und die gewünschte Leistung des Gehorsams o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit in die Sprache <strong>der</strong><br />

stärksten Interessen des Jugendalters zu übersetzen.“ (Foerster 1953: 296)<br />

Dazu muß sich <strong>der</strong> Erzieher mit dem kindlichen Freiheitsbestreben verbünden<br />

und als Lehrer <strong>der</strong> eigentlichen, wahren Freiheit „als Interpret wahrer Kraft<br />

und Selbständigkeit“ (Foerster 1953: 280) auftreten. Dies kindliche Freiheitsstreben<br />

muß er<br />

„vor Irrwegen bewahren, es über sein wahres Ziel und seine höchste Erfüllung aufklären,<br />

damit es nicht in unklarer Verwirrung sich in trotziger Ichsucht verschanze, o<strong>der</strong><br />

in den Erregungen <strong>der</strong> sinnlichen Sphäre seine Befriedigung suche.“ (Foerster 1953:<br />

280)<br />

Dem dienen auch die von Foerster (1953: 407 - 419) entworfenen und empfohlenen<br />

Selbstbeherrschungsübungen. Das Kind soll seinem Willen schwere<br />

Aufgaben stellen, soll sich Angenehmes versagen (Nachtisch wegschen-<br />

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