Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

angewandten Rhythmus in erneut anderer Form, die Einzelheiten bleiben
unklar (vgl. Croall 1984: 116). Diese Rhythmik-Schule fusionierte bald mit
der bisherige Privatschule (dem im Weltkrieg stark geschwundenen Landerziehungsheim),
die dabei aus den Landhäusern zur Bildungsanstalt zog 295 .
Der Unterricht fand ab jetzt im Ostflügel der Bildungsanstalt statt, die Internatskinder
wohnten im nun Schulheim genannten großen Pensionshaus bei
der Bildungsanstalt. Gleichzeitig ging die Privatschule ab Ostern 1920 ebenfalls
unter dem Namen Neue Schule unter der Leitung von Dr. Carl Theil in
die Hand eines neugegründeten Trägervereins Schulverein Hellerau über 296 .
Die Gründe bleiben unklar. Es gab gewisse Änderungen, doch am Charakter
der Schule scheint sich nichts Wesentliches geändert zu haben.
Baer, Berlin / Christine H. Baer-Frissell, Wien-Laxenburg / ... Dr. Martin Buber, Heppenheim
/ ... Paul Geheeb, Odenwaldschule / Dr. Carl Theil, Jena...) [insgesamt 23 Namen].
295 Im Adressbuch für 1918 und 1919 wird von Bildungsanstalt nur verwiesen auf die Neue
Schule für angewandten Rhythmus Hellerau, Hauptschule in Hellerau bei Dresden.
Verwaltung: Dr. Kurt Böckmann, Zur Zeit Freiburg (Breisgau). Hauptschule ist wohl
ebenso wie der frühere Begriff Hauptanstalt als Gegensatz zu den Zweiganstalten zu
verstehen. Vgl. die Liste der Zweiganstalten in den Berichten der Dalcroze-Schule
(.1913,1: 23; .1913,3: 24; Hauptanstalt: .1914,4/5: 12).
296 Dies geht hervor aus der Akte Privatschule Hellerau 1919/20 (Gemeindeverwaltung
Hellerau, 516/01 I) im Stadtarchiv Dresden:
Im Dezember 1919 und Februar 1920 stellt der Schulverein Hellerau fest, daß nach
Auflösung der Waldschulen in Hellerau und im Nachbarort Klotzsche ab Ostern 1920 im
näheren Umkreis keine höhere Schule mehr existiere. Doch die Verhandlungen des
Schulvereins stünden kurz vor dem Abschluß. Es fehle vor allem noch Geld. Zu Ostern
1920 solle die Neue Schule Hellerau für Knaben und Mädchen eröffnet werden mit den
Klassen Sexta bis Untertertia. Schüler der bisherigen Privatschule Hellerau gehen ohne
erneute Anmeldung automatisch in die Neue Schule über. Auch die bisherige Zusammenarbeit
mit Deutschen Werkstätten, Gärtnerei und Bildungsanstalt bleibt bestehen. Die
Schule wird eine öffentliche Privatschule sein, Schulgeld erheben und sich weitgehend an
die Lehrpläne der staatlichen Oberrealschulen halten, die bisherigen Grundschuljahrgänge
werden als Vorschule noch weitergeführt, laufen aber aus. Latein entfällt. Geschäftsstelle
ist das Büro der Bildungsanstalt (im Westflügel der Bildungsanstalt), auch deren
Konto wird benutzt. Der Unterricht findet im Ostflügel statt, wo sich auch Werkstätten
und Turnsaal befinden.
Die Schule soll sowohl künftige Akademiker wie auch künftige Handwerker heranbilden:
theoretisch-wissenschaftlicher und praktisch-körperlich-handarbeitlicher Unterricht sollen
gleichberechtigt sein. Statt Religion wird Religionsgeschichte gelehrt. In der Oberstufe
wird zwischen wissenschaftlichem, handwerklichem und hauswirtschaftlichem Zweig
gewählt, allgemeinbildende Fächer werden gemeinsam erteilt. Betont werden das Prinzip
der Schulgemeinde (im Sinne von Elternbeteiligung), Selbsttätigkeit und die Arbeitsgemeinschaft
von Lehrern und Schülern.
Als zukünftige Lehrer werden genannt: Dr. phil. Fritz Schimmer, Schulleiter; Dr. phil.
Carl Theil; Herr Johannes Schomerus; Herr Karl Waibel; Fräulein Edith Alt; Fräulein
Martha Franke; Frau Anna Kolbe.
Zu dem Mitgliedern des Schulvereins gehören Karl Baer und Harald Dohrn.
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