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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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Durch Geld drückt sich die Mitverantwortung <strong>der</strong> Bürger und ihr Beitrag<br />

zum Gemeinwohl <strong>aus</strong>, es macht deutlich, daß sie Berechtigte und nicht Bittsteller<br />

sind.<br />

22.3.5.4. Erziehungsprinzipien in Rom<br />

Carroll-Abbings Pädagogik hat große Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> von Homer Lane<br />

und William David Wills. Die meisten bei Huber (1990 <strong>aus</strong> Carroll-Abbing<br />

1965) zitierten Passagen könnten ebensogut von Lane o<strong>der</strong> Wills stammen.<br />

Seine Pädagogik hebt sich damit ebenso deutlich ab von <strong>der</strong> Pädagogik an<strong>der</strong>er<br />

dezidiert katholischer Vertreter einer Selbstverwaltungspädagogik wie<br />

Foerster als Theoretiker, Flanagan in Boys' Town und Silva in Bemposta. Es<br />

ist auch ungewöhnlich, daß die vom katholischen Priester und Vatikan-<br />

Manager Carroll-Abbing gegründete und geleitete Kin<strong>der</strong>stadt in keiner Weise<br />

mit <strong>der</strong> katholischen Kirche verbunden ist.<br />

Carroll-Abbing selbst ist (ähnlich wie Lane) eng in das Familienleben <strong>der</strong><br />

Città eingewoben: sein Büro in <strong>der</strong> ‚Città Industriale‘ ist nie verschlossen:<br />

„ständig sitzen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche bei ihm, lesen Zeitungen, stöbern in seiner<br />

großen Bücherwand und unterhalten sich an einem kleinen Tisch, <strong>der</strong> neben seinem<br />

mit Büchern überladenen Schreibtisch steht. Die Kin<strong>der</strong> stören Carroll-Abbing nicht,<br />

selbst wenn er arbeitet. Ich glaube eher, daß er ihre Abwesenheit vermissen würde.“<br />

(Huber 1990: 43)<br />

Er nennt (ebenso wie Lane und Wills) Liebe als sein Grundprinzip. Er will<br />

den Kin<strong>der</strong>n vermitteln, daß das Leben lebenswert ist, daß sie als Personen<br />

wichtig sind und von <strong>der</strong> Gesellschaft gebraucht werden, daß sie als Bürger<br />

die Gesellschaft zu gestalten haben, daß ihre Eigeninitiative benötigt wird,<br />

daß sie Aufgaben in <strong>der</strong> Gesellschaft verantwortlich übernehmen müssen, daß<br />

ohne Mitarbeit jedes Einzelnen die Existenz <strong>der</strong> Stadt gefährdet wäre.<br />

Als Priester ist Carroll-Abbing (ähnlich wie Lane und Wills) letztendlich<br />

religiös motiviert (Nächstenliebe). Ähnlich wie Lane und Wills sucht er offenbar<br />

nicht, für seine persönliche Weltanschauung zu missionieren: Seine<br />

täglichen Messen in <strong>der</strong> republikeigenen Kirche sind meist ebenso wenig besucht<br />

wie die in an<strong>der</strong>en Städten. Nur zum Vater Unser erscheinen viele Bürger<br />

kurz, um so ihre Sympathie mit Carroll-Abbing zu bekunden (Huber<br />

1990: 42).<br />

Selbstregierung bedeutet für ihn nicht Aufbau und Bedienung einer sozialen<br />

Sanktionsmaschinerie, die Ordnung, Fleiß, und gutes Verhalten automatisch<br />

(über Geld und ökonomischen Zwang) erzwingt, son<strong>der</strong>n weitestmögliche<br />

aktive, eigenverantwortliche Teilnahme an <strong>der</strong> Gestaltung und<br />

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