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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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16. Der frühe A. S. Neill<br />

in Großbritannien<br />

16.1. Exkurse<br />

16.1.1. Zur Antiautoritären Erziehung<br />

Es kann hier nicht darum gehen, die Literatur <strong>der</strong> 60er Jahre aufzuarbeiten,<br />

schon gar nicht die Diskussion um antiautoritäre Erziehung.<br />

Neill und Summerhill gelten als <strong>der</strong> Vertreter und das Standardmodell <strong>der</strong><br />

antiautoritären Erziehung. Daß Neill selbst den Begriff antiautoritär <strong>aus</strong>drücklich<br />

216 ablehnte, scheint mir eher unbedeutend zu sein, obwohl es auf<br />

ein gewisses Durcheinan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Begriffe hinweist.<br />

Es waren wohl <strong>Wer</strong>begesichtspunkte, die den Rowohlt-Verlag dazu bewogen,<br />

den amerikanischen Originaltitel nicht wörtlich als Summerhill - ein<br />

216 „Ich habe Angst, in etwas hineingezogen zu werden. Der Titel <strong>der</strong> deutschen Ausgabe<br />

von Summerhill ist Theorie und Praxis <strong>der</strong> antiautoritären Erziehung. Es ist <strong>der</strong> Titel<br />

des Verlages, nicht <strong>der</strong> meine. Verschiedene junge Deutsche versuchen, das Buch in ihrem<br />

<strong>Kamp</strong>f für Kommunismus o<strong>der</strong> Sozialdemokratie o<strong>der</strong> was auch immer zu verwenden.<br />

Ich sage ihnen, daß das Buch <strong>nichts</strong> mit Politik zu tun hat. Politik bedeutet Demokratie.<br />

Demokratie: die Stimmen <strong>der</strong> schon in <strong>der</strong> Wiege kastrierten Massen. Ohne diese<br />

Kastration könnten wir vielleicht eine Politik haben, die aufrichtig und für das Leben wäre.“<br />

(Neill 1982: 246)<br />

Neill betonte, daß <strong>der</strong> Begriff antiautoritär nicht von ihm, son<strong>der</strong>n vom Rowohlt-Verlag<br />

auf den Titel gesetzt wurde: „Ich bekam deswegen eine Menge Protestbriefe von Deutschen,<br />

die sich getäuscht fühlten. Sie glaubten, dies sei ein politisches Buch - antiautoritär<br />

im politischen Sinne - aber es hat <strong>nichts</strong> mit Politik zu tun.<br />

Doch das ist eigentlich unwichtig. Ich bin sicherlich anti-autoritär, gegen die Autorität<br />

von oben, aber nicht gegen eine Form von Autorität, wie wir sie in Summerhill haben.“<br />

(Neill im Interview in Der Mythos Summerhill 1971: 42)<br />

Die Diskussion in Deutschland hängte sich in starkem Maße am Begriff antiautoritär<br />

auf, wobei zudem oftmals autoritär mit Autorität mehr o<strong>der</strong> weniger gleichgesetzt wurde.<br />

Neills Ablehnung des Begriffs antiautoritär ist aber nicht prinzipiell: „Summerhill ist<br />

dann ‚antiautoritär‘, wenn unter ‚autoritär‘ die Herrschaft <strong>der</strong> Erwachsenen über die Kin<strong>der</strong><br />

verstanden wird.“ (Neill 1970d: 25) Vgl. zum Begriffsstreit bei Neill auch Schmidt-<br />

Herrmann 1987: 106, 218 (Anm 52 ).<br />

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