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Johannes-Martin Kamp Kinderrepubliken - Wer nichts aus der ...

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etc.) bleibt gut, doch bestimmte Methoden <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung (Raub,<br />

Vergewaltigung etc.) gilt (zumindest in dieser Gesellschaft) als falsch. Hinter<br />

jedem Verbrechen steht jedoch letztlich ein gutes natürliches Motiv, für das<br />

auch akzeptable Befriedigungsformen gefunden werden können (die in an<strong>der</strong>en<br />

Gesellschaften höchst unakzeptabel sein könnten).<br />

Die Bewertung <strong>der</strong> natürlichen Trieb<strong>aus</strong>stattung als gut o<strong>der</strong> schlecht sagt<br />

weniger über die Triebe als über den Bewertenden: ob er grundsätzlich den<br />

natürlichen Bedürfnissen vertraut, sie anerkennt, akzeptiert und sie befriedigen<br />

möchte, o<strong>der</strong> aber stattdessen fremde <strong>Wer</strong>te aufzwingen will.<br />

Allerdings weist Wills (1941: 18 ff.) doch auf eine angeborene Komponente<br />

hin. Ein gesundes Kind ist (von Natur <strong>aus</strong>) gut insofern, als es die Zustimmung<br />

seiner Mitmenschen sucht, also den angeborenen Wunsch hat, einer<br />

von uns zu sein.<br />

Um als gutes Kind dazuzugehören, ist ein Kind bereit, sich seiner Umgebung<br />

und <strong>der</strong>en Normen und Moralvorstellungen anzupassen. Sofern die Umgebung<br />

ihm die dringend benötigte deutliche (!) Anerkennung, Zustimmung<br />

und Integration verweigert, muß und wird das Kind sie bei an<strong>der</strong>en Gruppen<br />

suchen und einer von denen werden wollen, sich etwa in eine delinquente<br />

Bande von Straßenjungen einglie<strong>der</strong>n und sich an <strong>der</strong>en Vorstellungen anpassen.<br />

Die Anerkennung und Integrationsmöglichkeit ist so <strong>der</strong> entscheidende<br />

Punkt dafür, ob die amoralische Natur zu moralischen o<strong>der</strong> unmoralischen<br />

Handlungen führt.<br />

Wenn die menschliche Natur eine Mischung vom sowohl guten als<br />

auch bösen o<strong>der</strong> schlechten angeborenen natürlichen Antrieben enthält,<br />

so wird man sich we<strong>der</strong> auf die Antriebe verlassen können, noch wird man sie<br />

allgemein bekämpfen, son<strong>der</strong>n versuchen, den jeweils als gut erkannten Anteil<br />

zu unterstützen und den als böse erkannten Anteil zurückzudrängen und zu<br />

entmutigen. Hier ist es sinnvoll, dafür zu sorgen, daß sich gutes Handeln<br />

deutlich <strong>aus</strong>zahlt und darum vorgezogen wird, und schlechtes Handeln deutliche<br />

Nachteile bringt und deshalb unterbleibt. Es geht hier we<strong>der</strong> um Triebbefriedigung<br />

noch um Triebunterdrückung, son<strong>der</strong>n um selektive Verhaltenssteuerung<br />

49 durch Sanktionen, etwa durch behaviouristische Verstärkung<br />

und Lohn-Strafe Methoden. Die Triebe selbst spielen keine Rolle und können<br />

vernachlässigt werden.<br />

49 Hier geht es nur um die unterschiedlichen Sichtweisen <strong>der</strong> wesentlichen natürlichen Antriebe<br />

des Menschen.<br />

Daß bei vielen kleinen alltäglichen Regelwidrigkeiten, Nachlässigkeiten und Ordnungsverstößen,<br />

für die die angeborene Trieb<strong>aus</strong>stattung kaum verantwortlich gemacht werden<br />

kann, kleine Bußen eine - durch<strong>aus</strong> positive - verhaltensstabilisierende Wirkung haben<br />

können, scheint unbestritten.<br />

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