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gleichzeitig auch der Reiz daran, dass man sich hier an so einer Grenze bewegen<br />

kann, die in einem anderen Rahmen so nicht geboten ist. Diese Konfrontation mit<br />

einem alltäglichen Ablauf, der aber doch nicht ganz so alltäglich ist – was glaube<br />

ich jeder sieht, der diesen Laden hier zum ersten Mal betritt –, diese Grenze<br />

auszutesten ist ganz interessant, auch für uns.<br />

Klaus: Es ist auch eine besondere Qualität dieses Projektes, dass es sich von<br />

einem Aspekt – nämlich, dass man sich als Künstler in die Rolle der<br />

Unabhängigkeit von der Gesellschaft begibt – abgrenzt, denn dieses Projekt ist das<br />

bewusste Eintreten in eine gesellschaftliche Abhängigkeit. Es ist für einen jungen<br />

Künstler heute einfach sehr wichtig, die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst neu<br />

zu benennen. Diese Bedeutung ist wahrscheinlich nicht mehr in den Fragen der<br />

Autonomie der Kunst zu sehen, sondern in Fragen der Abhängigkeiten, des<br />

Eingehens von Beziehungen mit gesellschaftlichen Zusammenhängen.<br />

Annette: Ich glaube sogar, dass sich die Kunst mit diesem ganzen Autonomie-<br />

Anspruch in eine Ghetto-Rolle hineinmanövriert hat. Genau dadurch, dass sie sagt,<br />

sie ist frei, versagt sie sich auch jede Möglichkeit Einfluss zu haben. Ich meine das<br />

natürlich nicht in dem Sinn, dass sie politische Programme vertreten soll, diese<br />

Zeiten gab es ja schon, sondern ich spreche einen gesellschaftlichen Einfluss im<br />

weitesten Sinn an und genau davon hat sie sich mit ihren eigenen Autonomie<br />

Ansprüchen hinausmanövriert. Ich will jetzt natürlich nicht behaupten, dass nur<br />

mehr Projekte im realen Raum eine Berechtigung haben, für manche ist vielleicht<br />

noch immer der Galerieraum der einzige Ort für Kunst, aber solche Projekte wie<br />

Point of Sale stellen heutzutage eine andere Möglichkeit für die Kunst dar.<br />

Wenn du allerdings keine Anlaufstelle für solche Projekte hast, also Projekte an der<br />

Realität, wo man vielleicht auch nicht so genau weiß, ob das jetzt noch im<br />

Kunstkontext stattfindet oder ob das schon ein anderer ist, wo es keine Ware im<br />

herkömmlichen Sinn gibt, kann man so etwas natürlich kaum realisieren.<br />

Insofern sind natürlich solche Instrumente, wie das Kuratorenmodell in Österreich<br />

wichtig. So ein Projekt – wie Point of Sale – war wahrscheinlich nur in Österreich<br />

durchführbar. Andreas hätte es in Deutschland wahrscheinlich nicht realisieren<br />

können, vielleicht auch aus dem Grund, weil hier diese Gratwanderung zwischen<br />

Kunst und Wirklichkeit besonders nah beisammen ist.<br />

Klaus: In Deutschland ist man zurzeit mit sehr vielen Streichungen konfrontiert und<br />

die Stimmung ist entsprechend schlecht. Es gibt augenblicklich kaum interessante<br />

Projekte, die noch vom Staat finanziert werden. Wenn du bei uns solche Projekte<br />

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