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Projekte Wolfgang Zinggl 200<br />
Abseits vom Netz. Eine permanent-temporäre Installation<br />
Veronika Dreier, Erwin Posarnig<br />
In St. Leonhard außerhalb von Graz hat sich in den letzten Jahren eine ausrangierten<br />
Baustellenfahrzeugen und Containern zu einer dorfartigen Siedlung für Obdachlose und Flüchtlinge<br />
entwickelt, die abseits vom Netz mit minimaler Versorgung zurechtkommen muß und deren Bewohner<br />
ein unwürdiges Dasein fristen.<br />
Das Team Veronika Dreier, Erwin Posarnig und Bernard Wolf schafft in dieser Siedlung durch die<br />
Neugestaltung des Außen- und Innenraums unter Einbeziehung und Mitarbeit der Bewohner neue<br />
Bedingungen und einen menschenwürdigeren Lebensraum: Die alten Baustellenfahrzeuge, die in<br />
einem sehr schlechten Gesamtzustand waren, wurden durch wärmegedämmte Container ersetzt.<br />
Zwei alte Container wurden durch eigens dafür an der Technischen Universität Graz in<br />
Zusammenarbeit mit den Projektträgern entwickelten Billighäuschen ersetzt. Der Aufbau von<br />
Kommunikationsräumen im Bereich der Anlage und deren gemeinsame Gestaltung steht unmittelbar<br />
bevor, genauso wie die Errichtung einer Telefonzelle, einer Bibliothek, einer gemeinsamen Radiound<br />
Fernsehantenne.<br />
Die Künstler gehen davon aus, daß die Siedlung selbstverständlich keine dauerhafte Lösung sein<br />
kann. Sie sehen realistischerweise aber auch für die meisten ihrer Bewohner kaum eine Chance, in<br />
nächster Zukunft eine grundlegende Verbesserung ihrer Situation zu erfahren. Sie weisen darauf hin,<br />
daß die Anzahl der Wohnungslosen trotz leerstehender Häuser im Steigen begriffen ist und bei<br />
einem Anhalten dieses Trends nomadische Konzepte die mangelnde Versorgung abdecken<br />
müssen, weshalb sie das Projekt als eine permanent-temporäre Installation bezeichnen.<br />
Das Projekt wurde mit öS 560 000,- finanziert.<br />
Kalsidoskop<br />
AlexanderPopper,<br />
Der Bildhauer und Videokünstler Alexander Popper hat mit einer Gruppe von Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen alte Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, besucht und für sie<br />
auf deren Wunsch mit der Videokamera Aufnahmen gemacht. Eine Frau wollte gerne den<br />
Naschmarkt, auf dem sie jahrzehntelang einkaufen war, wiedersehen, wenn auch nur auf Film. Ein<br />
anderer das Haus, in dem er vor Jahren gewohnt hat, oder die Tochter, die seit Monaten nicht auf<br />
Besuch war, weil sie dreihundert Kilometer entfernt wohnt.<br />
Das Vorhaben wurde mit öS 150 000,- finanziert. Es ist abgeschlossen und vielfach dokumentiert.<br />
Fernleihe<br />
Karl Heinz Maier, Hans Kropshofer<br />
Das Projekt von Maier und Kropshofer beweist, daß es mit Phantasie, Initiative und organisatorischem<br />
Einsatz gelingen kann, Defizite zu beseitigen, ohne große Kosten entstehen zu lassen. Über ihre<br />
Versandleihbücherei werden sie vor allem jene Haushalte im ländlichen Raum ansprechen, die keine<br />
Möglichkeit haben, in erreichbarer Nähe eine öffentliche Bücherei zu benutzen.<br />
Sie erweiterten ihre eigene Bibliothek durch Kooperationsverträge mit Verlagen und<br />
Buchhandlungen und senden die Liste der verfügbaren Bücher an alle Interessierten. Über<br />
Plakatanschläge an den Gemeindeämtern, in Schulen und übers Internet wird auf die Liste der Bücher<br />
aufmerksam gemacht. Die gewünschten Bücher können dann schriftlich oder telefonisch angefordert<br />
werden. Gleichzeitig versuchen die beiden Künstler mit einer Tauschbörse die Bibliothek sinnvoll zu<br />
erweitern.<br />
Das Projekt wurde mit öS 100 000,- finanziert. Es ist im Juli 1998 mit dem Versand der ersten Bücher<br />
angelaufen und soll, bei funktionierender Struktur, in einen Dauerbetrieb übergehen. Die<br />
Studienbibliothek in Linz sorgt dann für die Abwicklung des Versands sowie die Rückholung der<br />
Bücher.<br />
200 Quelle: Zinggl Wolfgang: Bundeskuratorenprogramm Wolfgang Zinggl Juli 97 -Februar 99,<br />
Anmerkung: Alle Projekte nach Februar 2000 sind nicht in der Auflistung enthalten. Wolfgang Zinggl<br />
hat insgesamt rund 100 Projekte gefördert. Unter anderem auch die Abschluss-Videodokumentation<br />
„Mission Z“, Gestaltung und Regie: Susanne Habitzel, Kamera: Marcus Kanter, Schnitt: Klaudia Ecker.<br />
(Förderung 250.000.–)<br />
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