Diplom.pdf
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interessiert an den Plänen der Kuratoren. In keiner der bekannten Tageszeitungen<br />
und Magazine 76 folgt eine Meldung, lediglich eine APA-Aussendung verweist auf<br />
den Inhalt der Pressekonferenz:<br />
Flecks Aktivitäten zielen darauf, das "österreichische Geschehen aus seiner<br />
regionalen Selbstbezüglichkeit herauszulösen" und ein großflächiges Netz<br />
internationaler Kontakte zu knüpfen. Dazu hat er ein Atelier-Reiseprogramm, zu<br />
dem wesentliche Kuratoren und ausländische Museums- und Kunsthallenvertreter,<br />
Kuratoren und Kritiker nach Österreich geladen werden, wo sie sich bei<br />
Atelierbesuchen mit der heimischen Szene stärker vertraut machen können.<br />
Österreichische Kunstkritiker werden dabei als Reisebegleiter fungieren. Künstler<br />
erhalten damit die Chance, ihre aktuelle Arbeit unmittelbar den<br />
Entscheidungsträgern im internationalen Kunstbetrieb zu präsentieren, was derzeit<br />
im abgeschotteten heimischen Cliquensystem schwer möglich ist. Um jungen<br />
Künstlern Einblick in die Strukturen und Arbeitsweisen intensiver Kunstzentren zu<br />
vermitteln und ihnen die Möglichkeiten zur Anbahnung von Kontakten zu bieten,<br />
wurde ein Post-Graduate-Programm für Kunststudenten und ein<br />
Austauschprogramm für junge Künstler vorbereitet.<br />
Strukturbelebenden Effekt soll auch die kontinuierliche Arbeit mit jüngeren<br />
österreichischen Kunstkritikern im Rahmen regelmäßiger Kritikertreffen bringen<br />
sowie die Beschickung ausländischer Veranstaltungen mit diesen Kritikern. Mit den<br />
Aktivisten des Wiener "museum in progress" und deren Projekten arbeitet Fleck<br />
eng zusammen, ebenso mit dem "Verein zur Förderung übergreifender kreativer<br />
Funktionen zwischen den Bereichen Design, Architektur, bildende Kunst und<br />
Medien", für die er als Kurator vor allem im internationalen Kontaktbereich wirken<br />
will. 77<br />
Nicht nur die Antritts-Pressekonferenz der ersten beiden Kuratoren blieb nahezu<br />
unbeachtet, auch ihre Aktivitäten wurden kaum in den Medien reflektiert. Erst eine<br />
Zwischenabrechnung Robert Flecks, die in die Hände des Journalisten Erwin<br />
Melchart von der Neuen Kronen Zeitung gespielt wurde, löste ein starkes<br />
Medienecho aus, das zu einer regelrechten Hetzkampagne ausgeweitet wurde:<br />
Wichtig scheint mir der von der damaligen Galerie Wuerthle (Tochter von<br />
Dichand) ausgegangene und gegenüber Rudolf Scholten sogar mit einer<br />
antisemitischen Karikatur in der "Krone" vorgetragene Totalangriff der<br />
76 Anmerkung: Von mir wurden zu diesem Zweck folgende Zeitungen ausgehoben: Die Presse,<br />
Kurier, Standard, profil<br />
77 APA, „Projekte der Kunstkuratoren“, Struktur und Diskursbelebungsmaßnahmen von Pichler und<br />
Fleck, Wien, 28.11.1991<br />
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