Diplom.pdf
Diplom.pdf
Diplom.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3<br />
Die Bundeskuratoren (1991-1999)<br />
3.1 Robert Fleck<br />
a) Robert Fleck und die Anfänge des Kuratorenmodells<br />
Im Kapitel 2.1 dieser Arbeit wurde bereits erwähnt, dass die ersten Kunstkuratoren<br />
auf Grund der raschen Verwirklichung des Modells unter Strukturproblemen zu<br />
leiden hatten. Minister Scholten hatte sich kurz nach seiner Angelobung in einem<br />
Fernsehinterview Gedanken über ein neues Kunstförderungsmodell gemacht, bei<br />
dem unabhängige Intendanten, die direkt aus dem Kunstbereich stammen, die<br />
übliche ministerielle Kunstverwaltung ergänzen sollten.<br />
Wenige Monate später, am 19.6.1991, stellte er im Rahmen eines Gesprächs im<br />
AICA, dem Verband der österreichischen Kunstkritiker die ersten beiden<br />
Kunstintendanten vor. Die Namen der ersten beiden Kuratoren, Cathrin Pichler und<br />
Robert Fleck, waren für die meisten der anwesenden Kritiker keine Überraschung<br />
gewesen, da diese bereits im Vorfeld als Favoriten für dieses neue Amt gegolten<br />
hatten. Der Name der neuen Funktion wurde aber bei dieser Gelegenheit mit dem<br />
Titel „Bundeskunstkuratoren“ vom Intendantenprinzip losgelöst.<br />
Während Cathrin Pichler vorwiegend für interdisziplinäre Projekte zuständig sein<br />
sollte, wurde der Tätigkeitsbereich Robert Flecks eher auf die „bildende Kunst“<br />
eingeschränkt. Robert Fleck lebte zu dieser Zeit in Paris, er hatte sich aber bereits<br />
als Kunsthistoriker, Publizist, Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte<br />
Kunst und Ausstellungsmacher – unter anderem mit der damals aktuellen<br />
Ausstellung „un regard sur Vienne“ in Strassburg – in Österreich einen Namen<br />
gemacht.<br />
Auch die 2. Kuratorin, die Kulturphilosophin Cathrin Pichler, war durch ihre<br />
Ausstellungsprojekte innerhalb der österreichischen Kunstszene bekannt.:<br />
Trotzdem stehen die beiden unter Erfolgsdruck. Von der Akzeptanz ihrer<br />
Arbeit wird abhängen, ob dieses Modell wechselnder unabhängiger Intendanten<br />
als Ergänzung und Korrektiv der beamteten Kunstförderung auch in anderen<br />
Sparten – Film, Literatur und Musik – realisiert wird. Ihre Arbeit wird aber auch<br />
danach bemessen werden, wie weit sie autonome, zwischen den einzelnen<br />
Abteilungen zu kurz kommende Bereiche wie Video-, Audio- oder Computerkunst<br />
einbeziehen können. Aber auch außerhalb des Einflussbereichs der beiden gibt es<br />
Kriterien, nach denen ihr Erfolg zu messen sein wird. Ob beispielsweise die 15<br />
Millionen tatsächlich, wie angekündigt, zusätzliche Mittel sind oder ob sie nicht<br />
46