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1.5 Ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft der Kulturpolitik am Beispiel des<br />
Weißbuchs 1999<br />
Die vorhergehenden Kapitel haben eine deutliche Tendenz zu einer Verschiebung<br />
der Interessen und Mechanismen der bildenden Künste aufgezeigt, die auch alle<br />
anderen Bereiche der Kunst betreffen. Das Bundeskuratorenmodell entstammte<br />
noch der Amtszeit des Bundesministers Scholten und hatte erstmals die<br />
Gelegenheit geboten, direkt und unbürokratisch auf neue Entwicklungen zu<br />
reagieren, trotz allem verzichtete man bereits mit September 1999, also noch unter<br />
der SPÖ-ÖVP Koalition, auf dessen Weiterführung, zumindest im Bereich der<br />
bildenden Kunst. Das Kuratorenmodell war bereits im Juli 1999 vom zuständigen<br />
Staatssekretär Peter Wittmann, der zugleich ein klarer Befürworter des Depots war,<br />
in Frage gestellt worden.<br />
Zeitgleich präsentierte das Bundeskanzleramt aber ein mutiges Thesenpapier zur<br />
Zukunft der Kulturpolitik, das im Laufe des Vorjahrs aus der Zusammenarbeit<br />
mehrerer Sachverständiger unter Zurhilfenahme des Internets entstanden war.<br />
Der Name dieses Papiers war Weißbuch und einer der Schlussredakteure war, wie<br />
bereits erwähnt, der damals aktive Bundeskunstkurator Wolfgang Zinggl, der damit<br />
einen wesentlichen Einfluss auf den Inhalt und die endgültige Form hatte.<br />
Bei der Pressekonferenz zur Präsentation relativierte Peter Wittmann zwar die<br />
Relevanz des Weißbuchs für tatsächliche zukünftige kulturpolitische<br />
Entscheidungen, bezeichnete es aber doch als einen Maßnahmenkatalog auf den<br />
man jetzt jederzeit zurückgreifen könnte.<br />
Der amtierende Bundeskanzler Viktor Klima wollte mit dem Weißbuch, nach dem<br />
Vorbild der jüngsten Reformen Großbritanniens, Experten und Künstler dazu<br />
anregen, in einem klar strukturierten Rahmen den Ist-Zustand der Kulturpolitik zu<br />
analysieren und einen Zielkatalog zu erarbeiten.<br />
Auf 216 Seiten werden die Aufgaben der Kulturpolitik, der legistische<br />
Handlungsbedarf, die Verwaltung und die spartenspezifischen Anforderungen<br />
abgehandelt.<br />
Wesentliche Argumente des Weißbuchs zielen in Richtung eines eigenen<br />
Kulturministeriums, einer stärkeren Absprache der unterschiedlichen<br />
Förderungsgremien des Bundes und der Länder, aber auch in Richtung einer<br />
Weiterführung des Kuratorenmodells in den Bereichen Tanz und neue Medien. 36<br />
36 Vergleiche dazu: Kapitel 1, Aufgaben der Kulturpolitik, S15 – 94, sowie insbesondere Kapitel 3,<br />
Verwaltung 125 –133, sowie Punkt 3.1.3 Kuratoren, S 129, Punkt 3.2. Gründung eines<br />
Kulturministeriums, S130, Punkt 4.6.7 Verwaltungskoordination, S 168 und Punkt 4.9.5,<br />
Ansprechpartner in der Politik und Verwaltung, S 197, Weißbuch, Wien, 1999<br />
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