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Das Kuratorenmodell im Überblick von 1991 - 1999<br />
2.1 Allgemeine Bemerkungen<br />
1991 entstand – auf Initiative des Bundesministers Rudolf Scholten – ein<br />
international gesehen einzigartiges, staatliches Fördermodell im Bereich der<br />
bildenden Kunst: das Bundeskunstkuratorenmodell. 51<br />
Vom November 1991 bis September 1999 waren anschließend insgesamt 6<br />
Kuratoren, also 2 Kuratoren für jeweils 2 Jahre exklusive Vorbereitungszeit, im Amt.<br />
Diese Bundeskunstkuratoren wurden zwar direkt von Minister Scholten in<br />
persönlicher Entscheidung bestellt, 52 dennoch waren sie von ministerieller<br />
Weisungsgebundenheit unabhängige, nichtbeamtete Personen aus dem Kunst-<br />
und Kulturbetrieb, die für jeweils zwei Jahre die Gelegenheit erhielten, auf aktuelle<br />
Strömungen zu reagieren, strukturelle Maßnahmen zu setzen oder Projekte zu<br />
fördern.<br />
Man überließ damit gezielt vergleichsweise sehr jungen Personen 53 die<br />
Möglichkeit, autonom staatliche Mittel entsprechend einzusetzen und zu vergeben.<br />
Durch ihre völlige Entscheidungsfreiheit erhielten die Kuratoren natürlich eine mit<br />
keinem anderen staatlichen Kunstförderungsmodell vergleichbare Machtposition.<br />
Dementsprechend mussten sie aber auch persönlich die Verantwortung und das<br />
damit verbundene Risiko tragen.<br />
Durch diese „Privatisierung“ konnte man sich allerdings staatlicherseits<br />
weitgehend von der politischen Verantwortung, unmittelbarer Entscheidungsträger<br />
für diese Subventionsmaßnahmen zu sein, lösen:<br />
So fällt das Schließen diverser Galerien nicht zufällig zusammen mit der<br />
gleichzeitigen Installierung etwa des staatlichen „Emergency-Programms“ der<br />
StaatskuratorInnen - einer international einzigartigen Einrichtung. (...) Allgemein<br />
betrachtet: Der Staat sieht sich gezwungen, die fehlenden privaten Initiativen selbst<br />
durch die „Privatisierung“ der eigenen Budgetvergabe zu ersetzen. Die potentielle<br />
Effizienz dieses Modells ist unbestritten, hier kann unbürokratisch und direkt<br />
eingegriffen werden. Die Paradoxie besteht aber darin, dass Grenzziehungen<br />
zwischen privaten Unternehmungen und staatlichen Maßnahmen nur schwer zu<br />
51 Anmerkung: Vorübergehend existierten mit Lothar Knessel und Christian Scheib auch Kuratoren<br />
für neue Musik. Nach deren Institutgründung: MICA, Musik Informations Center Austria, das eine<br />
tragfähige Basis für die neue Musikszene darstellt, wurden diese nicht mehr nachbesetzt. Das MICA<br />
existiert weiterhin und hat neben der staatlichen Förderung zusätzliche private Partner aus der<br />
Wirtschaft gewinnen können.<br />
52 Vergleiche dazu: Interview mit Rudolf Scholten, Kapitel 2.2 a<br />
53 Anmerkung: Die Kuratoren waren im Schnitt Ende 30.<br />
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