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Was waren ihrer Ansicht nach die wichtigsten Aspekte zur Schaffung des Kuratorenmodells, und<br />
welche Erfahrungen und Ergebnisse haben sie daraus gewonnen?<br />
Das Kuratorenmodell ist sicher eine gute Ergänzung zu dem gesamten<br />
Kunstförderungssystem, das ja mit einem Volumen von über 1,2 Milliarden<br />
Schilling ausgestattet ist und im Grunde auf einer politischen Entscheidung basiert,<br />
die wiederum auf einer Entscheidung einer Geschäftsabteilung, also von Beamten,<br />
beruht, die wiederum nach Empfehlungen von Beiräten agieren.<br />
Wir legen großen Wert auf das Beiratssystem, das ja im Großen und Ganzen ein<br />
demokratisches, transparentes und nachvollziehbares ist, wo wir klar von<br />
Einzelentscheidungen von Beamten oder Politikern weggegangen sind. Dieses<br />
System ist gut, vielleicht ist es manchmal ein bisschen schwerfällig, manches<br />
dauert oft ein wenig zu lange, und deswegen wurde öfters der Wunsch geäußert,<br />
dass manches besser ein Einzelner entscheiden soll, denn dann weiß man, wer<br />
das gemacht hat, und dann kann man denjenigen zur Verantwortung ziehen und<br />
kritisieren. Aus solchen, durchaus gerechtfertigten Einwänden hat sich unter<br />
anderem auch die Idee des Bundeskuratorensystems entwickelt und es ist eine<br />
wichtige Ergänzung zu dem anderen System.<br />
Ich glaube, beide Systeme haben ihre Berechtigung und die jeweiligen Kuratoren<br />
haben die Tätigkeit im Laufe ihrer Funktionsperioden sehr individuell ausgelegt,<br />
und sie haben jeweils ihre eigene Handschrift gehabt. Wolfgang Zinggl und Lioba<br />
Reddeker sind ja bereits die dritte Generation von Kuratoren und wir sind bisher<br />
eigentlich ganz gut damit gefahren.<br />
Es wurde während der Tätigkeit der Bundeskunstkuratoren im Allgemeinen nicht gerade eine<br />
medienkonforme, harmlose Kunst, sondern eine durchaus kritische, häufig sehr politische Kunst<br />
gefördert, die in der Öffentlichkeit nicht nur auf ungeteilt positive Reaktionen gestoßen ist. Fürchtet<br />
man da nicht von politischer Seite, dass die Förderung einer derartigen Kunst Wählerstimmen kosten<br />
kann?<br />
Naja, Wählerstimmen kosten. Also erstens einmal, und das sage ich natürlich auch<br />
von der Position der Kunstverwaltung aus, denken wir natürlich nicht in<br />
Wählerstimmen. Aber das ist auch glaube ich nicht die Frage. Entweder man steht<br />
dazu auch politisch und sagt, man will jemanden, der das macht, und man steht<br />
dann auch zu dem Risiko, das damit verbunden ist – und das setzt für mich ein<br />
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