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Blittersdorf stehen militärischer Waffenproduktion zum Erhalt von Arbeitsplätzen kritisch gegenüber.<br />
Arbeitsplatzsicherung beziehungsweise Erhaltung kann ihrer Meinung nach nicht losgelöst von jeder<br />
ethischen Problematik argumentiert werden. Josef Werndl war kein starrer, unbeweglicher Klotz. Er<br />
war jemand, der auf die Verhältnisse der Zeit reagiert hat. Der mit den sozialen Problemen genauso<br />
umzugehen wußte wie mit den ökonomischen. Deshalb ist die lebendige Erinnerung an ihn für<br />
heutige Wirtschaftstreibende genauso wichtig wie für Politiker. Werndl wußte, daß über Arbeit und<br />
Wirtschaftswachstum eine Region gestärkt werden kann. Er wußte aber auch, daß im Sinne der<br />
Umverteilung die Gewinne als Sozialleistungen auch wieder zurückfließen müssen. Die Statue von<br />
Josef Werndl wird am Sockel allseits von liegenden Soldaten gesäumt. Mit einem Gewehr, das<br />
Blittersdorf und Huber vor dem Denkmal montiert haben, kann der Betrachter symbolisch auf die<br />
Bronzefiguren schießen, wobei sich beim Auslösen des Abzugshahns einer von vier Videomonitoren<br />
einschaltet. Auf den Tapes sind militärische Videospiele, die wirtschaftliche Struktur der Steyr-Werke,<br />
Interviews mit den Managern und Politikern sowie Dokumentationen zur Waffenproduktion zu sehen.<br />
Für ihr Vorhaben haben die Künstler von der Stadt Steyr und vom Land Oberösterreich nur minimale<br />
Unterstützung erhalten. Die Veränderung des Denkmals wurde mit öS 260 000,- finanziert. Eine<br />
Videodokumentation liegt vor.<br />
Zentrumsleere und Peripheriedruck<br />
Robert Schuster Projekt:<br />
Bei diesem Projekt hat der Künstler im Zusammenhang mit der Diskussion zur Kunst am Bau im<br />
Lokalfernsehen in Oberösterreich Sendezeit angemietet, um gemeinsam mit Architekten, Politikern,<br />
Künstlern und Raumplanern die Situation des oberösterreichischen Zentralraumes zu diskutieren, der<br />
von erhöhtem Baudruck bei gleichzeitigem Mangel an geeigneten Konzepten beherrscht wird. Das<br />
heißt, mangelnde Raumordnung wird mit Privatisierungstendenzen kompensiert. Der tatsächlich von<br />
der Öffentlichkeit bespielte Raum in den Ortszentren wird dabei gleichzeitig durch den<br />
wirtschaftlichen Zusammenbruch der Nahversorgung entleert.<br />
Das Bestreben des Künstlers liegt nun vor allem darin, daß im Zusammenhang mit der Diskussion zur<br />
Kunst am Bau oder zur Kunst im öffentlichen Raum auf die traditionelle Skulptur oder Installation<br />
verzichtet wird und demgegenüber die politischen Zusammenhänge an den Schnittstellen von<br />
Ökonomie und Kultur bewußt gemacht werden. Die vorgeschlagene Diskussion im lokalen<br />
Fernsehen ist somit als Kunstwerk anstelle der üblichen Skulptur getreten und darf als gelungenes<br />
Beispiel für eine Auseinandersetzung der Kunst mit dem öffentlichen Raum bezeichnet werden.<br />
Die Fernsehsendung wurde mit öS 60 000,- finanziert und im Kabel-Bezirks-TV Vöcklabruck eine<br />
Woche lang im Februar sowie oberösterreichweit am 24. 2. 98 ausgestrahlt.<br />
Peripherie im Focus<br />
Roland Schöny<br />
Es gehört zu den politischen Herausforderungen der Kunst heute, sich mit den vernachIässigten<br />
Zonen einer Stadt auseinanderzusetzen und jene Bereiche, die von den Medien als lokale Initiativen<br />
marginalisiert werden, unter die Lupe zu nehmen. Roland Schöny hat als Kurator im 14. Wiener<br />
Gemeindebezirk dazu einen Beitrag geleistet. Spartenübergreifend bot er während einer Bustour<br />
allen Interessierten Diskussionen und Kurzreferate an, und zwar an jenen ausgewählten Stationen im<br />
Bezirk, die architekturhistorisch, kulturell oder politisch Bedeutung haben und an jenen Orte, die<br />
gerade umgekehrt keine Bedeutung haben. Begleitend dazu gab es Vorträge, eine Ausstellung,<br />
Theater- und Musikevents in der Sargfabrik.<br />
Das Projekt wurde mit öS 130 000.- finanziert.<br />
Noto<br />
Christian Helbock<br />
Christian Helbock ist ein Künstler mit politischem, insbesondere aber mit medienpolitischem Anliegen.<br />
Seine Einstellung zur Nato versteckt er geschickt hinter einer Unzahl von Video-Interviews, die er im<br />
Stile eines großen Fernsehsenders überall in Österreich durchführt. Immer wieder schneidet er diese<br />
Aufnahmen, wie sie auch für Fernsehsendungen üblicherweise geschnitten werden, und präsentiert<br />
die Ergebnisse sowohl in Kunstinstitutionen als auch in den Gemeinden, in denen er die Aufnahmen<br />
gemacht hat. So wie sie geschnitten sind, vermitteln die sendefertigen Beiträge einen neutralen<br />
Eindruck, geradeso, als hätte der "Redakteur" der Befragung keine Meinung zur Nato. Das Projekt<br />
Noto wurde mit öS 200 000,- finanziert.<br />
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