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3.6 Wolfgang Zinggl<br />
a) Wolfgang Zinggl und sein Kunstbegriff<br />
Als Wolfgang Zinggl zeitgleich mit Lioba Reddeker zum Kurator gewählt wurde, war<br />
zumindest allen Kennern der Künstlergruppe WochenKlausur klar, in welche<br />
Richtung die Schwerpunktsetzung seiner zukünftigen Fördertätigkeit gehen würde.<br />
Während Lioba Reddeker keine Kriterien für die „förderungswürdige“ Kunst<br />
aufstellte, wurde mit Wolfgang Zinggl erstmals eine Person ernannt, die direkt aus<br />
dem künstlerischen Feld kam und sehr klare, aber auch restriktive Forderungen an<br />
die Kunst stellte. Wolfgang Zinggl hatte bereits in der Vergangenheit – nicht nur in<br />
der Funktion des Künstlers, sondern auch als Journalist im Falter und als<br />
Lehrbeauftragter – seinen Zugang zur Kunst klargemacht.<br />
Sein „Nachfolger“ in der Stadtzeitung Falter – Markus Wailand – beschreibt ihn<br />
nach der ersten Pressekonferenz der neuen Kuratoren wie folgt:<br />
Neben verschiedener Lehrtätigkeiten an der Akademie und der<br />
Angewandten, dem kunsthistorischen Institut der Uni Wien und an der Technischen<br />
Universität hat Zinggl 1994 die Gruppe WochenKlausur ins Leben gerufen, die<br />
seither, als Kollektiv aus der Kunstszene operierend, Projekte im Sozialbereich<br />
realisiert. Die Situation von Obdachlosen in Wien, Drogensüchtigen in Zürich, Alten<br />
in Italien, Asylsuchenden in Graz, Schubhäftlingen in Salzburg konnte durch die<br />
Arbeit von WochenKlausur unmittelbar verbessert werden. Womit auch Zinggls<br />
Kunstbegriff umschrieben ist – ein gesellschaftspolitischer mit Schwerpunkt auf<br />
Interventionsmöglichkeiten, der „konkrete Eingrifef“ im Sinne des politischen<br />
Kapitals der Kunst ermöglicht. 174<br />
Auch in der konservativen „Presse“ beschäftigt man sich mit Zinggls Programm und<br />
seinem „Kunstbegriff“:<br />
Wolfgang Zinggl entwickelt ein gegen die seiner Ansicht nach bis heute<br />
vorherrschende Ästhetik des "interesselosen Wohlgefallens" gerichtetes<br />
Veranstaltungsprogramm. Er proklamiert eine "gesellschaftlich wirksame Kunst",<br />
die sich die Lösung konkreter Probleme zur Aufgabe macht. Ab Herbst 1997 wird<br />
den Besucher im Depot des Messepalastes ein stark erweitertes Angebot erwarten.<br />
Neben Workshops, Buchpräsentationen und Seminaren sind vor allem soziale und<br />
medienorientierte Projekte im Entstehen.... Zinggls Konzeption stützt sich auf<br />
folgende Ideen: Verringerung des Defizits bei der Kunstvermittlung durch moderne<br />
Medientechnologie, allgemeiner Zugang zum Internet, ganzheitliches antielitäres<br />
174 Wailand Markus, „Zinggl bells ...“, Falter, Wien, 1.2.1997<br />
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