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Da Cathrin Pichler selbst Ausstellungen und Projekte organisiert hatte, waren ihr<br />

die Voraussetzungen für eine gelungene Arbeit bekannt. Diesmal war es aber nicht<br />

sie, die etwas machte, stattdessen konnte sie als Kuratorin jemand anderen etwas<br />

machen lassen. Auf Grund ihrer Erfahrungen versuchte sie aber, den Leuten eine<br />

entsprechende Situation zu schaffen, bei der sie sich nur mehr um "ihre Dinge"<br />

kümmern mussten und übernahm häufig selbst Aufgaben wie zusätzliche Gelder,<br />

Leihgaben oder Institutionen zu organisieren. Ein gutes Beispiel dafür war etwa<br />

das Projekt "Reflex" von Birgit Jürgensen, Ernst Caramelle und Martin Prinzhorn in<br />

der Secession. Hier hatte jeder Künstler sein eigenes Etat und konnte innerhalb<br />

dieser finanziellen Grenzen buchstäblich "machen, was er wollte".<br />

Im Gegensatz zur klassischen Kunstförderung sieht Cathrin Pichler den<br />

großen Vorteil des Kuratorenmodells auch darin, nicht den üblichen<br />

Kleinkram fördern zu müssen, aber auch darin, nicht den Sachzwängen und<br />

starren Strukturen ausgeliefert zu sein:<br />

„Als Kurator konnte man sich was anderes leisten, man musste die<br />

Kunstförderung nicht wie manche Beamte wie ein Sozialprogramm betreiben und<br />

da einen kleinen Katalog finanzieren und dort einen kleinen Ankauf tätigen. Man<br />

konnte dafür zum Beispiel zwei wirklich gute Kataloge machen.“ 97<br />

Heute reflektiert sie ihre Zeit als Bundeskunstkuratorin als eine sehr komplizierte,<br />

die „in ihren Aufgaben viel komplexer war als man es sich vorstellen kann“. 98<br />

Wie bereits erwähnt, litt sie sehr stark unter der kurzen Vorbereitungszeit, die ihr<br />

damals zur Verfügung stand. Sie erinnert sich – ähnlich wie Robert Fleck – noch<br />

schmerzlich an die 3/4 jährliche Verspätung mit der die Kuratoren ihr Geld<br />

erhielten. Auch die anfänglich schwierige Kooperation mit den einzelnen<br />

Abteilungen des Ministeriums erschwerten ihre Tätigkeit. Obwohl die<br />

Zusammenarbeit mit manchen Abteilungen oft sehr gut funktionierte. So wurden ihr<br />

beispielsweise vom Bund zwei Ateliers für Künstler zur Verfügung gestellt. Anders<br />

als Robert Fleck ortet sie aber im Rückblick ein Manko in der Tatsache, dass sie<br />

keine Mitarbeiter haben durften und keine Institution gründen konnten, denn:<br />

„Nur mit einer Institution dahinter, ist man in Österreich wer.“ 99<br />

Rückblickend meint sie auch, dass es für die Kuratoren längerfristig wichtig<br />

gewesen wäre, mit anderen Institutionen eine gemeinsame Linie zu finden, da sich<br />

diese in Österreich durch gegenseitige Konkurrenz nur noch mehr marginalisieren.<br />

Auch ein stärkerer Bezug zum Ausland wäre dringend notwendig, allerdings kann<br />

97 Anmerkung: Frei zitiert aus einer Mitschrift eines Interviews mit Cathrin Pichler<br />

98 Anmerkung: Zitat aus einem der zahlreichen Telefongespräche mit Cathrin Pichler<br />

99 Anmerkung: Frei zitiert aus einer Mitschrift eines Interviews mit Cathrin Pichler<br />

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