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3.4 Stella Rollig<br />
a) Stella Rollig und das Depot<br />
Gleichzeitig mit Wolfgang Brüderlin trat auch Stella Rollig 1994 als neue<br />
Bundeskunstkuratorin an. Wie dieser gründete auch sie eine eigene „Zentrale“: das<br />
Depot mit dem richtungsweisenden Untertitel „Kunst und Diskussion“.<br />
Ähnlich wie ihr Vorgänger Robert Fleck hatte sie die Diskussion und den<br />
Informationsaustausch ins Zentrum ihrer Tätigkeit gestellt. Doch anders als der von<br />
Robert Fleck initiierte “Internationale Informationsaustausch“, der ja teilweise von<br />
Markus Brüderlin weiterverfolgt wurde, ist mit diesen Begriffen eine gänzlich<br />
andere Zielorientierung angesprochen.<br />
In einer von Stella Rollig als Auftragnehmerin verfassten Passage im Vertrag mit<br />
dem Bundesminister spricht sie den zentralen Inhalt ihres Programms und des<br />
Depots an:<br />
Der Schwerpunkt der Tätigkeit ist die Entwicklung eines<br />
Förderungskonzepts, das die Eigenverantwortlichkeit von Künstlerinnen und<br />
Künstlern herausfordert, institutionsunabhängigen Projekten dient und die<br />
Diskurskultur in der Kunst verbessert, wobei zur Vertiefung und Bündelung von<br />
Informationen sowie zur Intensivierung der Kommunikation ein dieser Aufgabe<br />
gewidmetes Zentrum geschaffen werden soll. 128<br />
Stella Rollig versteht sich selbst und ihre Tätigkeit nicht als eine Art Intendantin in<br />
eigener Sache, 129 sondern als autonom arbeitende Förderin, die künstlerische<br />
Projekte anregen kann, aber auch selbst konzipiert.:<br />
Mein Ziel war dabei, die Schubkraft des offiziellen Titels und des Budgets für<br />
die Unterminierung eines unpolitischen, selbstgenügsamen Kunstbegriffs und die<br />
Stärkung einer selbst- und gesellschaftsreflexiven Kunst zu nützen. 130<br />
Im Gegensatz zum Kunstraum von Markus Brüderlin, der ja vornehmlich als<br />
Ausstellungsfläche diente, ist das Depot kein Ort für auszustellende Werke oder<br />
Objekte, sondern vor allem ein Rahmen für theoretische Reflexion aktueller<br />
Kunstproduktionen.<br />
Im Gegensatz zum Kunstraum von Markus Brüderlin ist das Depot nicht nur auf die<br />
Zeit der Tätigkeit Stella Rolligs ausgelegt, sondern spielt von Anfang an mit der<br />
128 Rollig Stella, 1994 1995 1996, Stella Rollig, Wien, 1996, S 43<br />
129 Anmerkung: Markus Brüderlin, der ja zeitgleich mit Stella Rollig die Funktion des Bundeskurators<br />
übernahm, versteht sich selbst durchaus als Intendant. Siehe dazu auch das vorhergehende Kapitel.<br />
130 ebenda, S 7<br />
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