Diplom.pdf
Diplom.pdf
Diplom.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.2<br />
Die Sicht verantwortlicher Politiker auf das Kuratorenmodell in<br />
Interviews<br />
a) Auszüge aus einem Interview mit Dr. Rudolf Scholten (Juli 1999)<br />
S. Habitzel: Wie entstand das Kuratorenmodell?<br />
Scholten: Das wesentliche Motiv bei der Einführung und Entwicklung des<br />
Kuratorenmodells war, dass ich ein Instrument haben wollte, das aktiv nach außen<br />
treten kann, und nicht nur reagiert. Die traditionellen<br />
Subventionsverteilungssysteme basieren darauf, dass jemand einen Antrag stellt,<br />
der wird dann begutachtet, beurteilt und beantwortet, aber sie sind letztlich passive<br />
Instrumente. So gesehen wollten wir ein System schaffen, das sehr persönlich –<br />
deswegen Einzelpersonen und nicht irgendwelche Gremien, damit auch persönlich<br />
haftbar, im inhaltlich und rechtlich verantwortlichen Sinn, identifizierbar auf eine<br />
kurze Zeitperiode beschränkt und nicht wiederholbar ist. Damit war das nicht ein<br />
erssessbares Recht oder etwas, wo man dann sagt, so, jetzt ist derjenige schon seit<br />
15 Jahren Bundeskurator, sondern es war von Anfang an so, dass das mit zwei<br />
Jahren begrenzt war und ungebunden, mit rund 15 Millionen Schilling ausgestattet<br />
und verantwortlich dem Steuerzahler, dem Parlament, mir, aber nicht eingebunden<br />
in dieses System des Subventionsbeantwortens.<br />
Der Staat, auch international, betreibt natürlich Kulturpolitik durch<br />
Personalentscheidungen und Subventionsvergabe. Und die Subventionsvergabe<br />
ist, wie schon erwähnt, streng genommen eine passive, reagierende Tätigkeit. Eine<br />
Tätigkeit mit der man keine Akzente setzen kann, mit der man wenig Risiko<br />
eingehen kann. Andere wollen etwas und man beurteilt es und beantwortet es. Das<br />
Kuratorenmodell ist das einzige Instrument, das sich radikal am Gegenteil<br />
orientiert. Das heißt, hier sagt man, ich will überhaupt keine Subventionen<br />
vergeben, ich will überhaupt keine Projekte eingereicht bekommen, die man dann<br />
irgendwie beantwortet, sondern ich will von mir aus Akzente setzen. Ich habe keine<br />
einschränkenden Spielregeln außer, dass ich nach herrschenden Kriterien<br />
ordentlich mit dem Geld umgehen muss, ich habe keine bindenden Spielregeln,<br />
ich muss nur nach zwei Jahren sagen, was ich damit gemacht habe. Es ist relativ<br />
viel Geld, es ist ein Betrag, mit dem schon etwas in Bewegung zu setzen ist und<br />
das muss man auch sagen, in einem kleinen Land und bei der etwa<br />
herausragenden Position, die man als Kurator einnimmt ,ist es für den betreffenden<br />
oder die betreffende natürlich auch ein hohes Risiko. Also in den zwei Jahren<br />
31