Diplom.pdf
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Beispiele gibt es dafür, kann man sich natürlich auch sehr viele Feinde machen,<br />
die sich dann lange daran erinnern.<br />
In der letzten Zeit sind vermehrt, vor allem im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Bundeskurators<br />
Wolfgang Zinggl, Vorwürfe laut geworden, dass dieser das Modell zu einseitig und zu radikal<br />
anwendet....<br />
Ich glaube, dass man jemandem vom Modell her nicht vorwerfen kann, dass er das<br />
Ganze zu radikal anwendet. Es ist ja das Ganze dazu da, einen Kontrapunkt zum<br />
üblichen Subventionssystem zu setzen, oder eine Ergänzung, um es friedlicher zu<br />
sagen. Wenn das jemand konsequent tut, dann kann man ihm diese Konsequenz<br />
nicht vorwerfen. Budgetär ist es ja so, dass wir nie dem Kunstsystem Geld<br />
weggenommen haben um die Kuratoren zu finanzieren, sondern wir haben das<br />
Kuratorenmodell extra finanziert und das Kunstbudget ist durch das<br />
Kuratorenmodell nie beeinträchtigt worden. Das fände ich auch falsch, wenn man<br />
sozusagen den Alltagsbetrieb irgendwelchen Kürzungen aussetzt, damit man sich<br />
irgendwelche Sonderprojekte leisten kann.<br />
Eine wichtige Frage zur Bestellung der Kuratoren ist die Frage nach der Vorgehensweise. Was gab es<br />
für Kriterien und wer war letztlich für die Bestellung der einzelnen Kuratoren verantwortlich?<br />
Das ist ein schwieriger politischer Punkt. Wir leben in einer Zeit, wo Politikern,<br />
insbesondere in der Kulturpolitik wird das von den Gegnern einer offenen<br />
Kulturpolitik immer so argumentiert, abverlangt wird, dass sie keine<br />
Entscheidungen mehr treffen, sondern nur mehr moderieren. Und wenn sie dann<br />
nur mehr moderieren, dann wirft man ihnen vor, dass sie keine Entscheidungen<br />
mehr treffen. Ich habe den Kulturbereich immer so verstanden, dass man<br />
transparente, erkennbare Entscheidungen treffen muss, für die man dann<br />
geradestehen muss – aber Entscheidungen und nicht nur Spielregeln, nach denen<br />
andere Entscheidungen treffen. Es wäre vielen am liebsten gewesen, wenn, um ein<br />
Beispiel zu nennen, Direktoren nicht entschieden werden, sondern nur<br />
Ausschreibungsbedingungen formuliert werden, nach denen dann irgendwelche<br />
Beiräte, Kuratorien oder Aufsichtsräte diese Direktoren bestellen.<br />
Ich halte das für eine schlechte, ja sogar riskante Tendenz, weil sie dazu führt, dass<br />
die Verantwortlichkeit, erstens diffus wird, zweitens – um etwas sehr Persönliches<br />
zu sagen – Leidenschaft geht dann in dem System vollkommen verloren. Es gibt<br />
dann niemanden mehr, der mit Begeisterung hinter einem Projekt steht, weil es nur<br />
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