Diplom.pdf
Diplom.pdf
Diplom.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3.2 Cathrin Pichler<br />
a) Cathrin Pichler und die Projektkultur<br />
Cathrin Pichler hatte sich zum Ziel gesetzt, vorwiegend reflexive Tendenzen zu<br />
unterstützen. Unter reflexiven Tendenzen verstand sie vor allem Projekte, die einen<br />
Bezug zur eigenen Geschichte, zu anderen Entwicklungen im intellektuellen Feld,<br />
aber auch zu Problemkreisen in gesellschaftlichen und sozialen Feldern haben.<br />
Ursprünglich war es so geplant gewesen, dass Robert Fleck für internationale<br />
Belange zuständig sein sollte und Cathrin Pichler für Österreich.<br />
Dem Auftrag entsprechend hatte sie im Anschluss daran alle Bundesländer bereist<br />
und alle Institutionen besucht. Bei diesen Besuchen wollte sie auch klären, ob es<br />
passende Projekte von diesen Institutionen gibt oder ob Projekte von ihr für diese<br />
interessant wären. Beispiele für diese Arbeit an der "Peripherie" waren etwa das<br />
Cross-over-Projekt "Alpen" von Thomas Hoke, Heinz Peter Maya und Manfred<br />
Moser, welches zudem durch angrenzende Nachbarn erweitert wurde, das "Joint<br />
Venture" von Secession, Salzburger und Grazer Kunstverein "Real" oder die<br />
"Kunststraße" Innsbruck.<br />
IIm Laufe der Zeit waren einige Projekte Cathrin Pichlers aber auch zu<br />
internationalen geworden. So wurden etwa die Ausstellung "Jetztzeit" in<br />
Amsterdam, "Austria im Rosennetz" 96 in Zürich und Brüssel oder Ecke Bonks "Das<br />
periodische System der Elemente" in Houston gezeigt. Diese zusätzlichen Orte<br />
waren allerdings nicht vorgeplant, sondern hatten sich aus den Projekten selbst<br />
ergeben. Die dafür notwendigen Nachfinanzierungen wurden von Cathrin Pichler<br />
größtenteils außerhalb des Kuratorenmodells, etwa über Sponsoren und das<br />
Außenamt, nachorganisiert. Manche dieser Projekte wie etwa die Schau "Austria<br />
im Rosennetz" hatten sich zudem noch Jahre über die Tätigkeit Cathrin Pichlers als<br />
Bundeskuratorin hinausgezogen.<br />
Cathrin Pichler kritisiert aus heutiger Sicht aber das geringe Interesse an solchen<br />
Zusatzaktivitäten und ortet den Grund dafür in der häufig vorhandenen "Mir san<br />
mir"-Mentalität Österreichs, ohne die man ihrer Ansicht nach viel mehr durchsetzen<br />
könnte.<br />
Cathrin Pichler hatte die Orte aller Projekte selbst organisiert, wobei es für sie oft<br />
nicht einfach war zu entscheiden, was wo stattfinden sollte.<br />
96 Anmerkung: „Austria im Rosennetz“, fand letztlich – auch auf Wunsch von Minister Scholten – in<br />
wesentlich größerem Ausmaß und erst 1996 als Milleniumsausstellung außerhalb der<br />
Kuratorentätigkeit statt, war aber bis zum Ende der Kuratorenzeit gemeinsam mit Harald Szeemann als<br />
Kuratorenprojekt konzipiert worden.<br />
58