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Auseinandersetzung immer auch zu Lasten der Kunstentwicklung selbst geht, ist es<br />
notwendig geworden, entsprechende Veranstaltungen im Sinne einer<br />
Kompensation zu finanzieren. 179<br />
Wolfgang Zinggl war also mit sehr kämpferischen, oft auch provokanten Aussagen<br />
angetreten, um seine Kuratorentätigkeit mit „missionarischem“ Eifer, auch im Sinne<br />
von wirksamen Veränderungen innerhalb der Kunstwelt, aber auch der<br />
Gesellschaft, auszuüben.<br />
b) Mission auf Bestellung:<br />
Wolfgang Zinggl stellte, ähnlich wie seine Vorgänger – in diesem Zusammenhang<br />
sei vor allem auf die Tour Fixe von Markus Brüderlin verwiesen – den Anspruch<br />
Kunstvermittlung nicht nur für Spezialisten sondern auch für die breite Bevölkerung<br />
anzubieten. Seinen „missionarischen“ Absichten entsprechend bezeichnete er<br />
diese Veranstaltung als „Mission auf Bestellung“. In diesem Zusammenhang<br />
konnte von interessierten Gruppen ein Vortrag bestellt werden, der in etwa 2–3<br />
Stunden, an Hand der Begriffe: „Schönheit“, „Original“, „Handwerkliches Können“<br />
und „Autorenschaft“, einen Überblick über die künstlerischen Entwicklungen bis hin<br />
zur Gegenwart anzubieten versuchte. Im Anschluss an diese „Impulsreferate<br />
fanden regelmäßig Diskussionen mit offenem Ende statt, bei denen sämtliche<br />
Unklarheiten besprochen werden sollten.<br />
Die Mission war zwar eine Initiative, die im Rahmen der Kuratorentätigkeit entstand,<br />
da sie aber vor allem im schulischen Bereich auf ein sehr großes Echo gestoßen<br />
war, ist sie auch noch zum gegenwärtigen Zeitpunkt – entsprechend dem regen<br />
Interesse nur in Verbindung mit langen Wartezeiten – bestellbar.<br />
In einem Interview auf dem Weg zu einer dieser Veranstaltungen, welches in einer<br />
verkürzten und redigierten Fassung folgt, erläuterte mir Wolfgang Zinggl die<br />
Grundüberlegungen und die Ausrichtung der Veranstaltung:<br />
Der Ausgangspunkt für die Mission war die Feststellung, dass in der<br />
Bevölkerung so etwas wie ein Missverständnis existiert, was die Kunstentwicklung<br />
in diesem Jahrhundert betrifft. Denn in der Bevölkerung ist Kunst nach wie vor<br />
etwas, das mit handwerklichem Können zu tun hat, auch mit Schönheit, mit einem<br />
Geniebegriff, dass ein Original da sein muss, das von einem begnadeten Künstler<br />
oder Künstlerin geschaffen wurde. Die durchschnittliche Vorstellung von Kunst geht<br />
davon aus, dass Kunst etwas sein muss, das das Herz im Leibe höher hüpfen lässt,<br />
etwas was man selbst nicht kann, wobei der Künstler wie ein Artist für etwas verehrt<br />
179 ebenda, S 2<br />
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